Rezension

Über Waldfurien und Ringträger

KALYPTO 02 - Die Magierin der Tausend Inseln - Tom Jacuba

KALYPTO 02 - Die Magierin der Tausend Inseln
von Tom Jacuba

Bewertet mit 4 Sternen

"Es gibt nur eine Siegerin."

Als GastRezi fasste ich letztes Jahr zu Teil 1 auf Darkstar's Fantasy News meine Gedanken zusammen. Teil 1 erhielt von mir die erschreckende Wertung: beinah perfekt. Ich musste meine Rezi jetzt selbst noch mal lesen, weil ich gar nicht weiß was ich jetzt sagen soll. Ich empfinde den zweiten Teil als nicht so gut wie den ersten. Das kann man daran festmachen, dass ich einfach einen ganzen Monat an dem Schinken geknabbert habe. Diesmal hat es mich einfach nicht so derb gepackt und festgehalten. Dafür gingen die letzten 30% aber in einem Rutsch, nicht zuletzt aufgrund der Waldfurie und Pirol Gumpen.

Hochgelobt und auch hier wieder spürbar, die Geschicklichkeit mit der der Autor sein Handwerk versteht. Die Eigenheiten der verschiedenen Völker hervorhebt und charakteristische Merkmale betont. Neben eher gruseligen Figuren wie dem Hund des Tarbullos gibt es fragwürdig komische wie die irre Mutter oder den Musikus (bei dem ich mich frage, ob der noch wichtig wird, wenn er schon an einer Schwertdame hängt).
Neben den vordergründigen Handlungssträngen gibt es dann viel Platz für Spekulationen über die Kalyptiker und das ERSTE MORGENLICHT, sowie die Anzahl der zur Verfügung stehenden Ringe.

 

"Mein wichtigstes Körperteil ist nämlich mein Hirn."

Ich bin leider ziemlich enttäuscht von einigen Entwicklungen, andere wiederum deuten voraus wie es mit dem nächsten Teil weiter gehen wird. Den will ich unbedingt lesen, kommt im Sommer. Aber ohne LeseRunde. Ich bin den LeseRunden momentan überdrüssig und geholfen hat es mir diesmal auch nicht. Ich hatte dieses Mal zu viele Dinge nebenher zu erledigen, als dass ich täglich ein Stück lesen konnte. Es ist aber immer so schön, mit dem Autor direkt in Kontakt stehen zu können, denn dieser hat auch hier viele (teils persönliche) Zusatzinformationen geliefert. Wie diese hübsche Anekdote über die Bezeichnung der Waldfurie: "Meine Waldschlampe habe ich dann in die direkte Rede der Waldleute gerettet."

Der Wiedereinstieg hingegen passt super, knüpft inhaltlich direkt an die Geschehnisse an. Der Waldmann und die Ex-Königin befinden sich auf der Flucht, kommen sich dabei aber ein klein wenig näher. Die Thronräuberin legt sich mit dem 'Tornado' der Bluttrinker an. Catolis bereitet Plan B vor, während sie auf dem Weg ist Zlatan davon abzuhalten einen ziemlich großen Fehler zu machen. Ein paar Klischees über Zicken, Jungfrauen und Machos tauchen auf, sind aber liebevoll in den Charakteren verpackt.
 

"Sie kennen kein Erbarmen,
sie scheuen keinen Feind."

Wir bewegen uns dann weiter mit den Charakteren mit. Über einen kleinen Umweg zu Lasnics Stammesgebiet. Und die Zeitsprünge die hier dabei waren, vor, während, nachdem ein Wal eine hübsche Nebenhandlung hatte, haben mich ein wenig ins Straucheln gebracht, leider. Gut beschrieben, wenn auch allseits unbeliebt: Folter, Mord und Vergewaltigung ohne zu beschönigen, schließlich ist das kein Ponyhof, sondern Krieg. Und zwar ein ziemlich alles entscheidender - wie Catolis' Traum dem Leser schließlich bestätigt.

Ich stelle zunehmend fest, dass mir viele Charaktere neuerdings Dinge anstellen, die ich einfach nicht mehr mag. Manchmal kann ich darüber hinwegsehen und sagen: Ach, ich muss nicht immer einverstanden sein. Manchmal aber sorgt das eben dafür, das man zu weit weg steht. So wie hier. Mich interessieren Lasnic, Ayrin und Lauka immer weniger bis kaum noch und leider hat jetzt zum Ende hin auch Catolis massiv an Sympathien bei mir eingebüßt. Dafür rücken natürlich Nebenfiguren wie die Furie und Gumpen sowie natürlich mein geschätzter Lord Frix (auch gelegentlich im Frauenrock) in den Vordergrund und Szenen mit diesen lese ich umso lieber.
 

Fazit:

Wem Teil 1 gefallen hat, muss unbedingt weiter lesen. Wer mit Teil 1 nicht warm wurde, dem wird es wohl auch nicht beim zweiten passen. Denn der Stil bleibt derselbe. Ich finde sogar alles wird nur noch konfuser, abgesehen von den Charakterentwicklungen. Von dem nächsten Teil erhoffe ich mir die gewohnte Qualität fortgeführt zu sehen und alle Handlungsstränge aufzulösen. Wahrscheinlich gipfelt es darin, dass es Tote geben wird. Und um mich mal ganz weit aus dem Fenster zu lehnen: Ich befürchte es wird ein normales Happy End gestrickt werden.

Für mich wäre es übrigens ein Happy End wenn das zweite Reich von Kalypto aufersteht und Catolis das große Spiel gewinnt mit ihren Bluttrinkern. Ich fürchte nur ich lag viel zu oft daneben bisher, als das dieses Ende realistisch ist. Wer noch mit rätseln möchte, soll sich herzlich eingeladen fühlen und dazu steigen. Ja, es sind mittlerweile über 1000Seiten, davon sollte man sich wirklich nicht abschrecken lassen. Dann braucht man eben etwas länger, am Ende aber (und ich spekuliere darauf, dass Teil 3 gut wird) ist es ein geschmeidiges Gesamtwerk mit (ein paar Längen,) viel Dramatik, Blutvergießen und Chaos.

Zum Urteil drehe ich eine Runde mit einem der Fluggestelle im Sturm.