Über weite Strecken langweilig
Bewertet mit 2 Sternen
Gebundene Ausgabe: 1088 Seiten
Verlag: Diogenes (26. April 2023)
ISBN-13: 978-3257072228
Originaltitel: The Last Chairlift
Übersetzung: Anna-Nina Kroll und Peter Torberg
Preis: 36,00 €
auch als E-Book erhältlich
Über weite Strecken langweilig
Ich denke, man muss schon ein unbedingter John-Irving-Fan sein, um diesen wuchtigen Roman zu mögen. Oder vielleicht auch gerade nicht, denn eigentlich bringt Irving hier kaum etwas Neues. Viele Versatzstücke tauchen bereits in seinen vorherigen Romanen auf. Auf mich wirkt „Der letzte Sessellift“ wie eine Zusammenfassung seines Lebenswerkes, um nicht zu sagen, seines Lebens, denn das Buch trägt auch autobiographische Züge. Es geht zum Beispiel wieder um Ringen, Sexualität, ein Hotel, Österreicher, den Vietnamkrieg und die Schriftstellerei. Auch fehlende Väter und starke Mütter sind dabei.
Dabei gibt es keinen strikten roten Faden durch die Handlung, es wirkt eher wie ein Strickstück mit Zopfmuster. Die Handlungsfäden verlaufen parallel, über- und untereinander in verschiedenen Schichten. Auch wenn John Irving im Großen und Ganzen chronologisch erzählt, gibt es doch immer wieder Ausreißer, die aus der Zeitleiste springen - meist ohne Vorwarnung.
Zuweilen ist die Erzählung so wirr und langweilig, dass ich mich öfter gefragt habe, ob der Text wirklich von Irving stammt. Etliches wird wiederholt, zum Teil sogar mehrfach und wortwörtlich. Eine Kürzung um 300 Seiten oder noch mehr hätte dem Roman gutgetan.
Ich habe mich selten so durch ein Buch gequält. Und wenn es nicht einer meiner Lieblingsautoren wäre, hätte ich das Buch womöglich abgebrochen. So hatte ich aber immer noch die Hoffnung, dass Irving mich doch noch abholen und mitreißen kann. Tja, die Hoffnung stirbt zuletzt - aber sie stirbt.
Schade, das war leider nichts für mich. Dies bedauere ich umso mehr, als John Irving bereits verlauten ließ, dass dies sein letzter langer Roman sein wird.
★★☆☆☆