Rezension

Überdrehter Mystery-Fantasy-Mix mit Girlie-Power

Plötzlich Banshee - Nina Mackay

Plötzlich Banshee
von Nina MacKay

Bewertet mit 3 Sternen

Alana ist eine Banshee. Das heißt, sie ist eine irische Todesfee, die sieht, wie viel Lebenszeit anderen Menschen bleibt. Noch dazu schreit sie reflexartig wie am Spieß, wenn in ihrer Nähe der Tod naht. Insgesamt wäre das Leben damit schon schwierig genug, aber sie hat zusätzlich das Unglück für sich gepachtet. Und wenn man im Zusammenhang mit Leichen steht, tritt früher oder später die Polizei auf den Plan. Natürlich ist das bei Alana der Fall, und jetzt hat sie der attraktive Detective Shane im Visier.

„Plötzlich Banshee“ ist eine lockere Mischung aus irischen Sagen, überdrehten Fantasy-Elementen mit einer Prise Schauer versehen, und dann kommt eine heitere Portion Girlie-Power dazu, was insgesamt eine nette Geschichte für junge Leserinnen ergibt. 

Protagonistin Alana ist in allen Facetten der Geschichte zentral. Sie muss sich damit abfinden, dass sie eine Banshee - eine irische Todesfee - ist. Dabei versucht sie bevorzugt, Leben zu retten als den künftigen Tod zu verschreien. Das mit dem Urschrei ist ein weiteres Element, das ihr den Alltag nicht einfach macht. Sobald die Todesuhr eines Menschen in ihrer Umgebung in Richtung Null tickt, renkt sich ihr Kiefer aus und sie schreit, sodass die Ohren fliegen. 

In Santa Fe kommt ihr die Polizei nahe, weil etliche Leichen Alanas Weg pflastern. Detective Shane ist attraktiv, im richtigen Alter und scheint zudem außerberufliches Interesse an der jungen Frau zu haben. Es ist halt ärgerlich, dass Alana als Banshee ihren Lieben Unglück, wenn nicht sogar den Tod, bringt. Deshalb geht sie Shane so gut wie möglich aus dem Weg. 

Hinzu kommt Alanas bester Freund Clay, mit dem sie, seit Geburt an verbunden ist. Gemeinsam wurden sie am Waisenhaus abgegeben und haben sie schon damals ihre Seelenverwandtschaft entdeckt. 

Die Handlung ist ähnlich wie ein Krimi aufgebaut, weil die Suche nach einem Mörder zentral ist. Deutlich ist, dass sie gleichzeitig viel von einem Liebesroman oder einer Telenovela hat. Mich hat irrsinnig gestört, dass so viele Figuren involviert waren. Alana und Clay verfügen über einen großen Freundeskreis, obwohl sie eigentlich - aufgrund Alanas Pech - eher zurückgezogen leben. Sie sind überall dabei, laden gefühlt alles und jeden ein, und häufig verliert sich die Handlung in merkwürdige Situationen, die zwar unterhaltsam, dennoch eher sinnlos sind. 

Außerdem gibt es Tote, magische Rituale, ganz viele Feen und sogar einen Ball. Meinem Geschmack nach ist die Story in der Breite mit Klischees überladen, wobei sie kaum in die Tiefe geht. 

Der Erzählstil wirkt schrill und überdreht, und die Geschichte an sich wird eher platt erzählt. Ich denke aber, dass man den Roman nicht zu ernst nehmen darf. Meiner Meinung nach ist es witzige Unterhaltung, mit kühner Girlie-Power und schrulligem Banshee-Charme. 

Erzählt wird meistens aus Alanas Perspektive, dementsprechend ist der Stil gewählt. Da wird geflucht, die Tollpatschigkeit in den Vordergrund gerückt und über sich selbst mit dem Kopf geschüttelt. Sehr amüsant fand ich die Fettnäpfchen, die sich die todesmutige Banshee selbst stellt, und wie sie sich gekonnt in die peinlichsten Situationen manövriert. Zum Beispiel ist sie der Typ, der sich - um lässig zu sein - an die Wand lehnt, nur um tropfnass unter dem Wasserspender am Boden zu enden. Ein Stöckelschuh-Missgeschick hat sie souverän gemeistert, und ich weiß, dass Alanas Malheur mit qualvollen realen Erfahrungen der Damenwelt durchaus mithält.

Unterm Strich bleibt eine nette, freche Story, die für zwischendurch auf jeden Fall unterhaltsam zu lesen ist.