Rezension

Überflüssige Neuübersetzung

Der Herr der Ringe - Neuausgabe 2012 - John R Tolkien

Der Herr der Ringe - Neuausgabe 2012
von John R Tolkien

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich als fünfzehnjähriger vor nunmehr 38 Jahren diesen Roman zum ersten Mal gelesen habe, bin ich vom Herrn der Ringe-Fieber erfasst. Die Konsequenz: nach mehrfachem Lesen und einigen Verleihaktionen ist meine Ausgabe regelrecht zerfallen. Da ich schon von der Kritik an der Neuübersetzung mitbekommen habe, suchte ich bei booklooker eine gebrauchte Ausgabe, in der Hoffnung, noch einmal die Erstübersetzung zu bekommen. Doch leider war dem nicht so, ich bekam die andere Variante, die gut drei Jahre erst einmal im Bücherschrank verstaubte. Nun habe ich den Roman in großen Auszügen erneut gelesen und kann die skeptische Haltung zur Neuübersetzung nur bestätigen. Das liegt nicht so sehr an einigen veränderten Namen, so wird aus dem Wirt Butterblum ein Butterblüm, seine Knechte heißen jetzt nicht mehr Hinz und Kunz sondern Rob und Nob, was wohl dem englischen Original näher kommt. Wär's nur das, könnte ich damit leben. Auch die Frage, welchen Artikel der/das Balrog in Moria hat, ist nicht evident. Aber dass Sam Frodo mit dem völlig unnötigen modernistischen "Chef" anredet, statt dem, dem Text eher angemessenen antiquiertem "Herr", ist aus meiner Sicht schon eine Verhunzung. Auch die Ansprache "Sie" statt "Ihr" bei der ersten Begegnung zwischen Frodo und Streicher passt nicht in den Duktus der Handlung. Völlig lächerlich ist dagegen an anderer Stelle der gegenteilige Versuch, einen antiquierten Tonfall zu treffen, wenn von Stimm statt Stimme die Rede ist.

Ich weiß nicht, welcher Teufel den Klett-Cotta-Verlag geritten hat, den Text neu übersetzen zu lassen, gelohnt hat es sich aus meiner Sicht keineswegs. Wer die Chance hat, sollte auf jeden Fall auf die Erstübersetzung zurückgreifen.