Rezension

Überleben

Marianengraben - Jasmin Schreiber

Marianengraben
von Jasmin Schreiber

Paulas Liebe zu ihrem Bruder ist so tief wie der Marianengraben. Und ebenso tief ist ihre Verzweiflung und Trauer, als der kleine Tim bei einem Badeunfall stirbt. Schuldgefühle quälen sie: hätte sie ihn retten können, wenn sie vor Ort gewesen wäre? So trifft sie nachts auf dem Friedhof Helmut, der heimlich die Urne einer Freundin ausgräbt. Indem der brummige, abweisende Alte und die junge Studentin sich Stück für Stück näher kommen und einander  ihre Geschichten anvertrauen, wird auch Paulas Depression weniger und die Trauer liegt nicht mehr so tief  -  sie steigt aus 11000 Meter Tiefe des Marianengrabens schließlich auf 0 Meter.

Jasmin Schreiber erzählt sensibel, aber nicht sentimental und lässt die Erinnerung an den kleinen wissbegierigen Tim in rückblickenden Gesprächen wieder aufleben. Auch wenn sie über den Tod schreibt  -  hin und wieder blitzt leichter Humor auf. Wie lebt man weiter nach einer solchen Katastrophe? Schreibers Roman hallt noch lange nach.