Rezension

Überragend gut !

Das Lied der Krähen - Leigh Bardugo

Das Lied der Krähen
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich bin ich ja kein großer Fan von so reiner Fantasy. Also von Fantasy-Geschichten, die so fast komplett ohne klischeebehaftete Liebesgeschichte auskommen und so, ABER bei "Das Lied der Krähen" war mein Interesse tatsächlich sehr schnell und vor allem auch schon sehr lange geweckt. Das lag wohl vor allem daran, das das Buch bereits im Original durch sämtliche Social Media Kanäle flatterte und immer in den allerhöchsten Tönen gelobt wurde.
Als es dann auch hierzulande erschien, da wollte ich es unbedingt haben, habe aber trotzdem auch etwas gezögert und das Lesen vor mir hergeschoben, weil ich einfach super unsicher war, ob mich das, was andere so sensationell gut finden, überhaupt ansprechen würde.

Und dann hab ichs schließlich doch endlich gewagt und ich war...überrascht, angetan, ziemlich schnell Feuer und Flamme für sämtliche Figuren, für die Idee, für diese wahnsinnig großartige Welt, die Leigh Bardugo, von der ich bis dato übrigens noch nichts gelesen hatte, in meinem Kopf erschaffen hat.

Sie zog mich mit ihrer ausdrucksvollen Erzählweise ab der ersten Seite komplett an und ich wollte mich immer nur ungern vom Buch lösen. Auch dieser Punkt hat mich total überrascht, da ich im Vorfeld immer wieder aufgeschnappt habe, gerade der Einstieg in die Geschichte falle schwer, weil man da so vielen verschiedenen Charaktere begegnet und sich so viele Namen merken müsse. Hab ich einfach nicht getan. Ich habe mich auf die Figuren konzentriert, die in den einzelnen Kapiteln im Fokus standen, auf die die immer wiederkehrten. Und die anderen habe ich mit einem kurzen Schulterzucken schlicht registriert.

Die Welt die Leigh Bardugo hier erschafft ist eine sehr Raue. Es gibt Diebe, Schmuggler, Banditen, Spieler, Verurteilte. Der Ton ist oft grob und ruppig. Der Weltentwurf selbst erschien mir wie eine düstere Version von einem fantastischen Holland. Ketterdam wie Amsterdam, mit seinen Grachten und Brücken, mit verwinkelten Gassen und Straßen und einem ausladenden Sündenpfuhl, in dem die Leute ihren Lastern nachgeben und huldigen. Es war düster, aber atmosphärisch und genau deshalb unbeschreiblich überwätltigend.

So wie die Autorin ihre Welt erschafft, zeichnet sie auch ihre sechs Hauptprotagonisten. Tiefgründig, Geheimnisvoll, Eigensinnig und nicht immer ganz ehrlich.

Kaz Brekker, der Dämon; Iney, das Phantom; Matthias, der Drüskelle der nach Rache dürstet; Nina, eine Grischa, ausgebildet um zu töten; Jesper, mit einem schlechten Händchen für Karten, aber einem guten Auge fürs schnelle und präzise Töten und Wylan, ein absoluter Außenseiter, mit einem Händchen für Sprengstoff.

Ein jeder von ihnen ist eine durch und durch brillante Figur, über deren Schicksal und Leben man mit jeder Seite mehr erfahren möchte. Doch hier braucht es ein klein wenig Geduld. Zu Beginn steht nämlich schlicht die gemeinsame Sache im Fokus, für die Kaz Brekker, Kopf der Truppe, sie angeheuert hat.

Je weiter die Geschichte und ihre sehr gefährliche, eigentlich schier unmöglich auszuführende Mission voranschreitet, desto mehr offenbaren die Charaktere ihre einzelnen Facetten und ihre kleinen Geheimnisse. GROßARTIG !!! Ich kann das gar nicht oft genug sagen.

Diese Geschichte lebte für mich, DURCH die genialen Charaktere. Das heißt aber nicht, das mich der Rest nicht überzeugt hätte. Es ist eine spannungsgeladene und temporeiche Geschichte, bei der ich regelrecht mitfiebern konnte und mich fühlte, als sei ich selbst schon ein Teil der Truppe geworden. Leigh Bardugo konnte mich hier echt überraschen und mich für sich gewinnen.

GRISCHA ist direkt auf die Wunschliste gewandert, WONDERWOMAN bereits ins Regal eingezogen und dem zweiten Band der GLORY OF GRAVE Reihe blicke ich nun sehnsüchtig entgegen.