Rezension

Überraschend

Die tausend Teile meines Herzens
von Colleen Hoover

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:

Colleen Hoover ist wohl eine der Autorinnen, von denen ich niemals genug bekomme. Ich weiß gar nicht genau, wie viele ihrer Bücher ich schon gelesen habe, jedenfalls freue ich mich immer wieder, wenn ich einen neuen Einband mit ihrem Namen im Buchhandel erblicke.

Wer jetzt allerdings denkt, dass es ganz gewöhnlich im Hoover Stil weitergeht, der irrt gewaltig. Nachdem was ich bereits von der Autorin kenne, ist dieses Buch ziemlich anders. Hoover ist dafür bekannt Liebesromane für Jugendliche und junge Erwachsene zu schrieben, die immer auch einen gewissen Tiefgang haben. In diesem Buch ist es aber anders. Sie hat hier viel mehr Wert auf eine Familiengeschichte und die Protagonistin Merit gelegt. Die Liebesgeschichte ist vorhanden, dümpelt aber ein bisschen nebenher. Sie steht definitiv nicht so im Fokus wie wir es von ihr gewohnt sind.

Hat mich das gestört? Um ehrlich zu sein. Am Anfang schon. Ich hatte eben genau die Erwartung, dass ich eine Liebesgeschichte lese und dann kommt so etwas ganz Unerwartetes. Ich musste mich also erst mal mit der Situation abfinden. Als ich dann aber tiefer in das Buch eingestiegen war, war mir auch egal was ich eigentlich erwartet hatte. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen, weil mich die Geschichte so mitgerissen hat. Die Familie Voss ist schon etwas Besonderes. Auch Merit ist wohl nicht der typische Charakter. Hoover schafft es hier eine Konstellation von Charakteren aufzustellen, die ich sehr bemerkenswert finde. Auf der einen Seite sehr lustig aber auf der anderen Seite zeigt sie damit auch eindeutige Probleme auf. Vieles ist in diesem Roman zwischen den Zeilen zu lesen. Hoover geleitet den Leser in Situationen, von denen man im Nachhinein erst merkt, dass sie einem als Leser viel mehr gegeben haben, als das was lediglich dort stand. Sie haben eine tiefere Bedeutung, was später auch im Gesamtkontext klar wird.

Dieses Buch verlangt dem Leser die ganze Palette an Gefühlen ab. Es ist so bunt und gefühlvoll wie das Leben selbst. Ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass ich so ein Buch lesen werde. Es hat sich aber absolut gelohnt. Ich kann den anderen Lesern nur zustimmen, wenn sie sagen, dass der Originalitel „Without Merit“ wirklich besser gepasst hätte.

Ich habe viel gelacht und geschmunzelt, genossen aber auch mitgelitten und gezweifelt. Das Buch weißt eine verblüffende Realitätsnähe auf. Man nimmt den Figuren ihre Probleme ab. Hoover beweist erneut, dass sie sich in jeden Charakter hineinversetzt und das beste aus ihm rausholt und genau das wirkt auch auf den Leser.

Die Charaktere sind einzigartig. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. Besonders lustig fand ich Merits „kleines Pokal Problem“, einfach köstlich. Sie nimmt Themen auf, die streckenweise nicht aktueller sein könnten. Ich finde es wirklich bemerkenswert wie viel Engagement Hoover hier beweist.

Der Schreibstil ist wieder sehr emotional und mitreißend. Es lässt sich super flüssig lesen. Gerne lausche ich auch den humorvollen Dialogen.

Insgesamt bin ich sehr begeistert von diesem Buch und glaube sogar, dass es eines ihrer besten Werke ist. Manchmal muss man raus aus seiner Komfortzone um die Welt in seiner vollen Breite zu erkunden und genau das hat Hoover hier bewiesen. Ich finde die Aussagen des Buches in ihrer Klarheit und Intensität bemerkenswert für ein Jugendbuch.