Rezension

Überraschend ... anders :)

Wings of Silence - Aubrey Cardigan

Wings of Silence
von Aubrey Cardigan

Die 17-jährige Lia Raven ist seit einem Flugzeugabsturz blind und stumm. Als ihre indianischen Großeltern beschließen, dass sie nach Wales zu ihren unbekannten Großeltern mütterlicherseits ziehen muss, bricht für sie eine Welt zusammen. Welche Rolle spielt der mysteriöse 18-jährige Coel, dessen Berührungen Licht in ihre dunkle Welt bringen? Und wieso wird sie das Gefühl nicht los, dass es keine Haut war, die sie spürte, als sich seine Finger zum ersten Mal um ihre schlossen? Sondern Federn? Als die strenge keltische Großmutter Ida alles daran setzt, Lia von Coel fernzuhalten, begreift Lia, dass sie kämpfen muss. Um Coel und um das Recht auf ihre Träume, die untrennbar verbunden sind mit einem uralten Geheimnis.

Meine Meinung:
Ich wusste nicht wirklich, was mich erwarten würde und freute mich deshalb umso mehr, als ich das eBook in Händen … äh, auf meinem Reader hielt. Weshalb ich nicht wusste, was mich erwartet? Nun, es war wohl das Cover. Irgendwie erinnert es mich an etwas, ich komme nur nicht drauf, an was. Es zerfließt alles irgendwie ineinander, ein Mädchen … was hat das zu bedeuten?
Der Klappentext macht jedoch Mut. Hier geht es um ein großes Geheimnis, um Indianer, Federn und, wow, die Protagonistin soll stumm und blind sein. Eine Herausforderung für jeden Autor.
Fangen wir doch gleich mal bei den Personen und damit bei Lia an. Lia ist ein typischer Teenager – bzw. eine junge Erwachsene. Sie würde es jedenfalls gerne werden und die Natur meinte es bislang gut mit ihr – zumindest was so die Äußerlichkeiten betrifft. Doch kein Ruhm ohne Preis, nicht wahr? Und so ist es ein Flugzeugabsturz, der ihr nicht nur den »Rest« ihrer Familie nimmt, sondern überdies ihr Augenlicht und ihre Sprache, wenngleich das nicht so sein müsste. Überdies wird ihr Körper entstellt – wie sie findet. Das wiederum bringt sie in innerliche Konflikte und ab und an ertappte ich mich dabei, sie schütteln zu wollen.
Daneben gibt es Coel. Ja, wer ist der gutaussehende Typ eigentlich? Er ist definitiv wichtig für Lia, wie der Klappentext bereits verrät, er bringt »Licht in ihr Dunkel«. Außerdem (auch wenn ich es bereits erwähnt habe) er ist heiß – und zwar luzifermäßig. Aber er ist auch nicht echt. Was das nun wieder heißen soll? Nein, das verrate ich nicht – ich lasse diesen umgangssprachlichen Ausdruck einfach mal frech so stehen.
Machen wir also mit Delsin weiter, Lias Cousin. Er ist die coole Socke in dem ganzen Werk. Er ist etwas verpeilt, gerade heraus und manchmal etwas überfordert, da einfach keiner mit ihm spricht. Zumindest nicht darüber, was zwischen den Großeltern und Lia und Coel vor sich geht. Dennoch meistert er seine Rolle gut und wenn es ihm stinkt, dann macht er kein Geheimnis daraus.
Ida und Bran, die »bösen« Großeltern möchte ich hier gemeinsam aufführen, wobei sie eigentlich wie Feuer und Wasser sind. Quasi »guter Bulle, böser Bulle«. Sie ergänzen sich hervorragend und für mich persönlich macht das gerade die Person Ida sehr interessant. Die Dame hat wirklich Potenzial – nur in welche Richtung, das würde ich gerne noch herausfinden.
Kommen wir zur Sprache. Nun, man möchte meinen, es gibt nicht viel zu sagen, wenn doch gerade die Protagonistin stumm ist, aber weit gefehlt. Hier hat die Autorin wirklich saubere Arbeit geleistet und den Ton der Geschichte getroffen. Humor, Gefühl, Beschreibungen – Danke!
Fazit:
Ich liebe es, wenn ich ohne Erwartungen an ein Buch gehe und dann so überrascht werde. Bereits die ersten vier Kapitel haben mir mehr als deutlich gezeigt, dass ich dieses Buch und damit wohl auch diese Reihe, einfach lesen muss. (ich brauche sie allerdings dann noch für mein Regal).
Die Autorin hat eine tolle Welt voller Verstrickungen geschaffen, sie spielt mit den Empfindungen, macht einen heiß und wenn ich glaubte, vor des Rätsels Lösung zu stehen, ließ sie mich wieder fallen und setzte an anderer Stelle an. So blieb die Geschichte um Lia und Coel nie eintönig, vorhersehbar oder langweilig. Okay, ab einem gewissen Punkt ahnte ich, was Coels Geheimnis sein musste, aber ich freute mich, als sich dieses bestätigte und mich Lia dafür überraschte.
Ebenso hat es mir wunderbar gefallen, wie die Autorin mit dem Handicap stumm und blind umgegangen ist. Selbst wenn es Dunkel war, war es doch nie Finster. Sie sah nichts, ohne nichts zu sehen und sie sagte nichts, ohne nichts zu sagen.
Verwirrend? Genau das sollte es sein, denn, ich denke, dieses Buch muss man gelesen haben, um sich selbst ein umfassendes Bild zu machen. Weiter so!