Rezension

Überraschend gut

313 - Ben Tewaag

313
von Ben Tewaag

Bewertet mit 4 Sternen

Das Knastleben, wie es ist. Überraschend gut dargestellt.

Oli Stein war erfolgreich und stand mitten im Leben, doch dann kamen der Alkohol, die Drogen und die Gewalt, die ihn auf eine schiefe Bahn drängen. Letztendlich landet er im Gefängnis und wird herabgestuft zu einer Nummer, die auf sich allein gestellt ist …

Mit viel Einfühlungsvermögen erzählt Ben Tewaag eine schonungslose Geschichte. Die Worte sind einfach, die Sätze kurz, die Gefühle real. Der Leser verfolgt den Protagonisten auf seinen Weg in die JVA, durchlebt alle Gefühle hautnah, die Oli Stein empfindet. Da sind Hoffnung und Verzweiflung dicht beieinander. Die innere Mahnung, vorsichtig zu sein und genau darauf zu achten, mit wem man sich einlässt. Und bald schon bemerkt er, dass er sich vielleicht doch auf die falschen neuen Freunde eingelassen hat. Natürlich hat auch die Presse ein Interesse an Stein und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Journalisten einen Freigänger gefunden haben, der scheinbar aus dem Nähkästchen plaudert. Da noch ein Urteil aussteht, freut sich Stein zunächst zwischen schlechtem Essen und engen Zellen, dass er nur eine kurze Haftstrafe absitzen muss und nicht bei den ganz schweren Jungs sitzt. Doch alles kommt anders und ihm wird der genehmigte Ausgang verweigert. Durch das Urteil wird er mit sofortiger Wirkung verlegt und landet schließlich doch dort, wo er nicht hinkommen wollte. Innerlich quälen ihn Gedanken, Gefühle und Erinnerungen. Er macht aus dem Gefängnis heraus Schluss mit seiner Lebensgefährtin und muss sich diesem Schmerz stellen, da es hinter den verschlossenen Türen kaum Möglichkeiten zur Ablenkung gibt. Natürlich gibt es sie, die Gruppenbildung, die Gewalt und die Einsamkeit, die einen erdrückt, das schlechte Essen – und manchmal lernt man auch, wie gut ein einfacher Apfel schmecken kann.

Ben Tewaag hat mit 313 einen fesselnden Roman geschrieben und eigene Erfahrungen verarbeitet. Wenn man das Hörbuch vorzieht, kann man den Autor selbst sein Buch vorlesen lassen. Manchmal hört man das Lachen in der Stimme, manchmal auch eine dunkle Erinnerung. Mit dem Vorlesestil muss man klarkommen, das sei dazu gesagt. Wer auf wahre Stories steht, kann an diesem Buch nicht vorbei.