Rezension

Überraschend gutes Buch, für Fans unverzichtbar

Das Leben und das Schreiben - Stephen King

Das Leben und das Schreiben
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

ch bin seit Jahren King-Fan und habe schon viel von ihm gelesen. Als ich dann gehört habe, dass er eine Art Autobiographie herausbringt, war ich skeptisch, ob daraus ein gutes Buch werden könnte. Ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht wurde.

"Das Leben und das Schreiben" ist in zwei Teile aufgeteilt. Nach drei (!) recht kurzen Vorwörtern folgt der Abschnitt "Lebenslauf". In diesem Teil erzählt King in chronologischer Reihenfolge überraschend offen und ehrlich von Erinnerungen und Ereignissen aus seinem bisherigen Leben, von seiner Kindheit bis heute. Er berichtet von traumatisierenden Erlebnissen aus seiner frühen Jugend, wie er zum Schreiben kam und nach und nach den Durchbruch schaffte. Das Ganze liest sich überraschenderweise fast genauso spannend wie seine Romane: Sehr kurzweilig und mit einer großen Portion Selbstironie und Sarkasmus. Also keineswegs trocken und langweilig! Ob das jemanden interessiert, der ein oder zwei Bücher von ihm gelesen hat, muss jeder selbst entscheiden. Dauerleser und Fans aber erfahren endlich mehr über die Hintergründe der Bücher und erkennen an mancher Stelle, welche Erlebnisse ihn zu Buch xy inspiriert haben.

Es folgt zunächst ein kleiner Abschnitt: "Was Schreiben ist". King geht in diesem Teil zur 2. Hälfte des Buchs über. Dieser ist für alle gedacht, die schon immer mal ein eigenes Buch schreiben wollen, aber nicht wissen, wie sie anfangen sollen. Dies versucht King nun ausführlich und mit hervorragenden Tipps zu erläutern. Er erklärt an einzelnen Beispielsätzen die richtige Grammatik, geht auf den Gebrauch von Adverben und Passiv ein und spricht über Schreibstile. Detailliert erklärt er, wieviele Seiten er pro Tag schreibt, wie lange er braucht, woher er seine Ideen nimmt, womit er anfängt, weshalb er überhaupt schreibt. Er diskutiert mit dem Leser, worüber er schreiben könnte und wie man Dinge und Orte so anschaulich beschreibt, dass im Kopf des Lesers Vorstellungsbilder erzeugt werden.
Hierbei offenbart er sein ganzes literarisches Wissen, indem er Ausschnitte aus Büchern von den "Großen" der englischen und amerikanischen Literatur zitiert: Hemingway, Steinbeck, Faulkner, um nur ein paar zu nennen. Obwohl er Literatur studiert hat, war ich überrascht, wieviele Bücher er schon gelesen hat.
Anhand dieser Textbeispiele erklärt er seine Thesen und Ideen klar und verständlich: Wie man realistische Dialoge formuliert, wie man einen fertig geschriebenen Text überarbeitet und was man rausstreichen kann, damit er sich flüssiger liest. Sogar den Brief, den er schrieb, um einen Agenten zu finden, druckt er ab.

Wer jetzt glaubt, das alles klingt nach trockenem Deutsch-Schulunterricht, der irrt gewaltig. King schafft es, diese "Lektüre" über das Schreiben genauso humorvoll und kurzweilig zu schreiben wie man es von ihm gewohnt ist.

Das Buch enthält noch drei Nachträge. Im ersten erzählt King ausführlich davon, wie sich sein schwerer Unfall von 1999, bei dem er fast gestorben wäre und der sein Leben verändert hat, wirklich zugetragen hat. Der 2. Nachtrag enthält eine Kurzgeschichte, die er später unter dem Titel "Zimmer 1408" veröffentlicht hat. Anhand dieser Geschichte zeigt er, wie man einen fertig geschriebenen Text überarbeitet und was man getrost kürzen / rausstreichen kann. Da King in seiner Fanpost oft danach gefragt wird, was er privat liest und empfehlen würde, besteht der dritte Nachtrag aus einer Bücherliste mit seinen persönlichen Literatur- und Belletristik-Favoriten. Im Anhang des Buchs werden außerdem alle Werke anderer Autoren, die er innerhalb des Buchs erwähnt hat mit genauen bibliographischen Angaben aufgelistet, falls man eines davon lesen möchte.

Fazit: Ein kurzweiliges, witziges, kluges und durchweg interessantes Buch, das für Fans unverzichtbar und für alle, die schon immer mal selbst etwas schreiben wollten und mehr über das Handwerk eines Autors bzw. die Entstehung eines Romans erfahren wollten, empfehlenswert ist.