Rezension

Überraschend und informativ

Mo und die Arier - Mo Asumang

Mo und die Arier
von Mo Asumang

Bewertet mit 5 Sternen

Mo Asumang ist Mitte der 1960er Jahre in Kassel geboren. Ihr Vater war gebürtiger Ghanaer und ihre Mutter gebürtige Deutsche. Allerdings wuchs Mo die ersten Jahre in einem Kinderheim auf. Später nahm ihre Großmutter Charlotte sie zu sich, wo sie dann weiterlebte. Anfang der 1960er Jahre lernten sich ihre Eltern kennen; für die damalige Zeit waren diese bilingualen Beziehungen weniger als heute. Der Anstoß für dieses Buch war ein Song für Mo Asumang, den ein rechtsextremer Neonazi aus der rechtsextremen Szene publik machte, und später bei einer öffentlichen Sendung vorgespielt wurde. Mo war schockiert von dem Text, weil ihr Name darin vorkam. Nachdem Mo recherchiert hat, und mittlerweile auch weiß, dass ihre Großmutter Charlotte als junge Frau bei der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg war, geht ihr das Zunehmen der agierenden Rechtsextremen, der AFD- und Pegida-Anhänger nicht mehr aus den Kopf. Deshalb begibt sie sich auf eine Reise – man könnte auch sagen eine Mission – zu der Geschichte der Nationalsozialisten von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Sie trifft sich mit unterschiedlichen Personen in Burschenschaften, mit einem angehenden Aussteiger aus der Szene und sie reist sogar in den Iran. Denn der Begriff „Arier“ lässt ihr ebenso keine Ruhe. Datingportale, Rockergruppen und Konzerte waren ebenso ihre Treffpunkte, um die Szene besser kennenzulernen, um die Menschen zu verstehen, dass sie rassistisch agieren.

Dieses Sachbuch, das man auch als Biografie bezeichnen kann, ist informativ, vor allem zu dem Begriff „Arier“ und dessen Ursprung. Mo Asumang beging gefährliches Terrain für ihre Recherchen, aber sie ist mutig gewesen, sich mit teilweise gefährlichen Menschen zu treffen. Im Nachhinein wundert es einen, dass diese Menschen gesprächsbereit waren, und nicht Gewalt ihr gegenüber ausgeübt haben. Mich überraschte das Gespräch zwischen Mo und dem Aussteiger Chris, der davon erzählte, dass man nur noch für die rechtsextremen Gruppierungen lebt. Manche werden auf Dauer krank – psychisch krank bis hin zu Selbstmordgedanken – weil sie nur noch für die Szene leben, und kein richtiges Sozialleben mehr haben wie Freundin und Freunde sowie Familienbezug.

Meiner Meinung nach bietet dieses Sachbuch genug Diskussionsgrundlage in der Bildung wie zum Beispiel im Geschichts-, Politik und Sozialkundeunterricht, aber auch in außerschulischen Einrichtungen wie Jugendvereine. Denn Rassismus und Diskriminierung trifft immer mehr Menschen aus verschiedenen Sozialgruppen, nicht immer nur Menschen mit Migrationserfahrungen.