Rezension

Überraschend und mysteriös

Dark Eden 01 - Das Camp - Patrick Carman

Dark Eden - Das Camp
von Patrick Carman

INHALT

Sie alle haben etwas gemeinsam: in ihnen ist eine Furcht so tief verankert, dass keine Therapie sie heilen konnte. Ihre gemeinsame Therapeutin weiß nur einen Ausweg, eine letzte Chance, die sieben von ihrer Angst zu befreien: Das Camp Eden. Trotz seiner Paranoia fährt Will mit, doch als die anderen sechs das Camp betreten, versteckt er sich im Wald. Das alles ist ihm nicht geheuer. Weder das Gebäude, noch die schroffe Mrs Goring. Und Rainsford, der mysteriöse Leiter, erst recht nicht.

 In einem günstigen Moment schleicht Will sich in den Keller und findet dort einen Luftschutzraum mit Monitoren. Versteckt vor den anderen kann er die sechs beobachten und ihre Heilung mitverfolgen. Ein kleiner Raum. Ein Stuhl. Ein Helm. Und nach wenigen Minuten, sind sie geheilt. Doch was genau passiert dort? Und wird Will es schaffen, sich eine Woche zu verstecken, um den mysteriösen Vorgängen zu entgehen? Oder wird am Ende auch er geheilt werden?

MEINE MEINUNG

Allgemein

Dark Eden - Das Camp ist nicht das, was es vorgibt zu sein. Weder das Camp selbst noch die Geschichte, die davon erzählt. Was auch immer ich anfangs für Erwartungen und Vermutungen hatte, am Ende saß ich sprachlos vor dem Buch und fragte mich, wie jemand auf diese Idee kommen konnte. Ich hatte einen Thriller erwartet und den habe ich auch bekommen, doch das Ende ist weitaus düsterer und mystischer als ich je für möglich gehalten habe. Kurz: Dark Eden hat mich durch seine Unberechenbarkeit und seine Auflösung am Ende schlicht begeistert. Aber der Reihe nach.  

Figuren

Protagonist und Ich-Erzähler ist Will, ein 15-jähriger Junge, der Angst vor Menschenmengen und Gruppen hat, für den schon ein Vier-Augen-Gespräch zu Panikattacken führen kann. Kein Wunder also, dass er sich lieber im Wald und im Luftschutzbunker versteckt und alles über Monitore verfolgt, anstatt sich zu einer Gruppe wildfremder zu gesellen. Doch so tief seine Angst auch sitzt, ein Mädchen aus der Gruppe hat es ihm angetan und er würde alles tun, um sie aus dem Camp zu befreien. Obwohl Will eine Verschwörungstheorie nach der anderen spinnt und alle plausibel sind, so ist er am Ende doch genauso blind wie der Leser und wird von der Wahrheit hinter dem Camp völlig umgehauen. Trotz seiner Psychosen ist er sympathisch und es fällt mir leicht, mit ihm zu fühlen und seine Geschichte zu verfolgen. 

Über die anderen Figuren erfährt man, abgesehen von ihren Ängsten, eher wenig. Doch da es in der Geschichte genau um diese Ängste geht, reicht es völlig aus und es passt zu Wills eingeschränkter Sicht, dass er sich auf eben diese Charaktereigenschaften beschränkt. 
Figuren wie Dr. Stevenson und Rainsford bleiben relativ undurchsichtig und spielen nur eine Nebenrolle. Mrs Goring bekommt da schon mehr Aufmerksamkeit und obwohl ich zwischendurch eine Ahnung hatte, welche Rolle sie spielen könnte, hat mich die Auflösung überrascht. Es ist alles gleichermaßen schlüssig wie erschreckend, was mir gut gefällt. 

Plot

Was mir an diesem Plot gefällt ist, dass man nicht weiß, wie die Geschichte ausgehen wird, weil das Ende für mich vollkommen unerwartet kam. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit. Am Ende war alles schlüssig und die Wendung, die die Geschichte genommen hat, hat mich überrascht. Ich hatte die Geschichte bereits in eine Genre-Schublade gesteckt, doch am Ende musste ich diesen Eindruck revidieren. Welche Frage jetzt noch bleibt ist: worüber wird Band 2 handeln? Genügend Stoff ist da, doch ich bezweifle, dass wir Will in einer Fortsetzung begegnen werden. Das würde nicht zum Ende passen. Aber wer weiß, das Buch hatte bereits mehrere Überraschungen für mich parat, warum nicht eine weitere? 

Sprache

Obwohl der Ich-Erzähler ein 15-jähriger Junge ist, wurde auf jugendlichen Slang verzichtet, was ich persönlich toll finde. So liest es sich sehr flüssig und angenehm und gleichzeitig wird Will's ernster und nachdenklicher Charakter damit gut unterstützt. Auch sehr schön finde ich die Therapiesitzungen, die Will "geklaut" hat und sich immer wieder anhört. So erfährt man mehr über die sechs anderen Patienten und ein Mitschnitt eines Gespräches ist spannender als eine Nacherzählung.

Fazit

Dark Eden - Das Camp hat mich überrascht und neugierig auf mehr gemacht. Spannend, mysteriös und genau im richtigen Maße verworren. Das etwas kindliche Cover wird der Geschichte gar nicht richtig gerecht und könnte viel düsterer sein.

4 von 5 Punkten

Cover 1/2 Punkt, Idee 1 Punkt, Plot 1 Punkt, Figuren 1/2 Punkt, Sprache 1 Punkt

~*~ cbj ~*~ 286 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-570-40173-6 ~*~ Taschenbuch ~*~ 7,99€ ~*~ 8. Juli 2013 ~*~