Rezension

Überraschende Wendungen, unfassbares Ende

DUNKEL - Ragnar Jonasson

DUNKEL
von Ragnar Jonasson

Bewertet mit 4 Sternen

 

Dass der vorliegende Thriller als einer der besten 100 Krimis und Thriller seit 1945 ausgezeichnet wurde, ließ meine Erwartungen auf ein Höchstmaß anwachsen mit nachfolgender, fast zwangsläufiger Enttäuschung. So absurd kann Werbung wirken: Ohne diese Vorschusslorbeeren und meine dadurch hochgeschraubten Hoffnungen hätte mir das Buch durchaus besser gefallen.

 

Hulda Hermannsdóttir ist altgediente, erfahrene Kommissarin bei der Polizei in Reykjavik. Ihre Arbeit ist ihr Leben. Von jetzt auf gleich wird ihr jedoch nahegelegt, in den Ruhestand zu gehen. Lediglich einen cold case ihrer Wahl könne sie noch für wenige Tage bearbeiten. Sie stürzt sich in die Ermittlungsarbeit eines Falles, der seinerzeit auffällig schlampig bearbeitet worden war.

 

Sehr lesefreundlich ist dieses Buch, was zum einen an den kurzen Kapiteln liegt, zum anderen aber auch an der großen Schrift und an der relativ einfachen, klaren Sprache. Mit anderen Worten, dieses Buch ist blitzschnell ausgelesen. Auch lässt die wendungsreiche Geschichte dem Leser keine Verschnaufpause. Um wessen Leben es in Rückblicken ging, verstand ich erst nach einer ganzen Weile, ebenso blieben mir die kursiven Einschübe lange unklar. Das entsetzliche Ende der Geschichte lässt den Leser fassungslos zurück.

Zunehmend mehr erfährt man im Verlauf des Buches über Hulda Hermannsdóttir selbst, über ihre Vorgeschichte, über all das, was sie so hart gegen sich selbst werden ließ. Ihre Einsamkeit ist auf jeder Buchseite deutlich spürbar. Irgendwann wurden mir die langen, sich ständig wiederholenden Selbstreflexionen allerdings zuviel. Und ich hätte mir lebendigere Darstellung der handelnden Personen gewünscht, sie blieben für mich plakative Karikaturen ihrer selbst.

Fazit: Ein blitzschnell zu lesender, wendungsreicher Thriller mit einigen Schwächen, jedoch einem den Atem raubenden, überraschenden Ende.