Rezension

Überraschenderweise mehr Gesellschaftsporträt als Krimi

Cop Town - Karin Slaughter

Cop Town
von Karin Slaughter

Bewertet mit 4 Sternen

Mein erster Slaughter, den ich nach Anfangsschwierigkeiten vor allen Dingen wegen des Settings faszinierend fand. Der eigentliche Krimiteil war solide, aber leider auch recht vorhersehbar.

Inhalt

Wir schreiben das Jahr 1974. In Atlanta geht ein Polizistenmörder um. Kate, gerade mal Mitte 20 und dank des Vietnamkriegs bereits Witwe, hat ihren ersten Arbeitstag. Dabei hat sie es als Frau nicht leicht. Sie wird von den Männern nicht wirklich akzeptiert und dann gibt es da auch noch die Black Girls. Schnell lernt sie, dass es wohl fast schwieriger sein wird Akzeptanz auf der Polizeistation zu erringen als draußen auf den Straßen.

Maggie, ebenfalls Mitte 20 und Polizistin, nimmt sich Kate ein wenig an. Maggies Onkel  Terry und Bruder Jimmy sind ebenfalls Polizisten, deswegen weiß sie am besten, wie schwer man es als Frau hat. Dann wird Jimmys Partner jedoch Opfer des Polizistenmörders und sie beginnen zusammen mit Kate, auf eigene Faust zu ermitteln.

Meine ausführlichere Meinung

Erzählt wird das Ganze in der 3. Person, wobei man meist zwischen den Perspektiven von Kate und Maggie hin und her wechselt und es einige kurze Kapitel gibt, in denen man den Polizistenmörder zu sehen bekommt.

Ich gebe zu, dass ich den Prolog leicht abschreckend fand wegen des Schreibstils. „The wet, ripe meat of the city lurched toward the November light.“  Also, das ist einfach eine Metapher, die für mich viel zu schräg und unpassend ist. Ebenfalls fand ich die folgenden Beschreibungen eher grenzwertig: „His body was a symphony of pain. Every muscle was a plucked piano wire. His teeth gritted like a sand block. His heart was a snare drum.” Aber so etwas ist ja immer Geschmackssache und Gott sei Dank war es dann recht schnell nach Ende des Prologs damit auch erledigt und es stellten sich bei mir nicht mir die Härchen aus Protest auf. Zwar gab es zwischendrin immer wieder mal Abschnitte, dir mir zu gewollt zu abgehackt und mit kurzen Sätzen vollgestopft waren, aber im Großen und Ganzen ließ es sich dann doch sehr flüssig lesen.

Was mir besonders gut gefiel, ist das Gesellschaftsbild, welches in dem Roman gezeigt wird. Es ist 1974, der Vietnamkrieg hat seine Spuren hinterlassen. Schwarze gelten immer noch als Menschen zweiter Klasse, was besonders eine bedrückende Szene mit einem Pädophilen recht deutlich macht. Homosexualität gilt noch als abartig und Schande. Doch auch die Schrecken des Zweiten Weltkrieges werden mit Kates Verwandten angesprochen. Man sieht, wie schwer es für die Polizei war, wirklich Gerechtigkeit walten zu lassen und dass ihnen oft die Hände gebunden sind wegen Vetternwirtschaft und Politik. Ganz schön entmutigend.

Der eigentliche Krimifall war für mich ganz solide und es gab zu Anfang ein, zwei kleinere Entwicklungen, die ich so nicht erwartet hatte. Aber danach plätscherte es für mich mehr oder weniger vor sich hin und das Ende war für geübte Leser auch recht vorhersehbar, da es kaum Auswahl an Tätern und es leider auch nicht noch einen Plot Twist gab. Das fand ich zwar schade, kann damit aber gut leben.

Kate und Maggie lernt man recht gut kennen, wobei man von Kate einfach mehr erfährt und ich auch einen besseren Draht zu ihr hatte. Im Nachhinein betrachtet ging mir ihre Entwicklung vom verschüchterten Mäuschen zur toughen Polizisten streckenweise zu schnell, insbesondere angesichts der Tatsache, dass sie bereits nach knapp einer Woche voll und ganz von den anderen akzeptiert wird. Aber das ist auch schon wieder sehr kritisch von mir, ich gebe es zu.

Fazit

Vom Krimi-Aspekt hatte ich ehrlich gesagt mehr erwartet. Es war zwar ein solider Fall, aber ohne große Überraschungen und Wendungen und das Ende war auch recht vorhersehbar. Dafür gefiel mir das gezeichnete Gesellschaftsporträt außerordentlich gut. Ich werde auf jeden Fall wieder mal was von Karin Slaughter lesen und hoffe, dass sie dann ihrem Ruf als Krimi-Queen besser gerecht wird.