Rezension

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überrascht mit einer sehr dunklen Seite

Die Gärten von Monte Spina - Henrike Scriverius

Die Gärten von Monte Spina
von Henrike Scriverius

Bewertet mit 5 Sternen

** Sie werden noch oft im Leben von vorne anfangen müssen. Nehmen sie es jedesmal als das, was es ist. Ein Geschenk. **
Nach dem frühen Unfalltod ihres Mannes, zieht sich Toni immer mehr in sich zurück. Die junge Deutsche nimmt einen Job im Beaulieu House in England an, wo sie als Gärtnerin mehr oder weniger unabhängig und allein arbeiten kann. Doch dann bekommt sie das Angebot, den Garten auf einer kleinen Privat-Insel vor Lanzarote zu pflegen. Stille, Einsamkeit und beinah völlige Abgeschiedenheit... Doch schnell wird klar, es gibt auch eine andere Seite der traumhaft schönen Insel und zwar in Form des Besitzers, der ein paar Mal im Jahr dort aufschlägt und den jeder Angestellte fürchtet. Und auch Toni merkt schnell, das kein Gärtner lange geblieben ist.... 
*~* Achtung! Kann Spuren von Spoilern enthalten! *~*
Was für eine dunkle, kraftvolle Geschichte vor einer traumhaften Kulisse. 
Jane Eyre meets Christian Grey.
Ich mag es, wenn man mich mit interessanten Charakteren überrascht, die ich so in der Geschichte nicht vermutet hätte. Und das hat Henrike Scriverius definitiv. Ihr sperriger Charakter Bror bricht aus der Vorhersehbarkeit aus und will so gar nicht zu dem herrlichen Cover und Klappentext passen. Vielleicht auch nicht ganz zu meinem Einstiegssatz, denn Toni ist weder Waise, noch hat Bror ein "Spielzimmer" und dennoch wird mir der ein oder andere nach Beenden des Romans zustimmen. 
Der Schauplatz, eine kleine Insel vor Lanzerote, ist hervorragend gewählt und jedem Hobbygärtner geht bei der Beschreibung das Herz auf. Man sollte aber auch bereit sein, sich auf die dunkle Seite einzulassen; der gequälten Seele Brors und seinem bösartigen Charakter, der genau das Gegenteil von Toni ist. Die Autorin spielt nicht nur hier ganz geschickt mit Gegensätzen. 
Und trotz allem ist es auch eine Liebesgeschichte, auf mehreren Ebenen, die sowohl berührt als auch so manches Mal sprachlos macht. 
Henrike Scriverius hat einen großartigen Schreibstil, bildgewaltig, emotional und kraftvoll. Ihre Charaktere sind unheimlich stark, eigensinnig und nicht immer unbedingt Sympathieträger und trotzdem mag man sie...irgendwie. 
Ich hatte einen mehr oder weniger Wohlfühlroman über eine trauernde Witwe und ihre Heilung durch einen wunderschönen Garten auf einer abgeschiedenen Insel erwartet. Viel Romantik und was fürs Herz. "Die Gärten von Monte Spina" gehen irgendwann jedoch in eine etwas andere Richtung und lassen Romantik und eine cozy Atmosphäre vermissen. Aber wahrscheinlich grade deswegen hat mich der Roman nachhaltig begeistert. 
Ein tolles Debut!