überraschung des Jahres
Bewertet mit 5 Sternen
Worum es geht:
Marina fliegt von Frankfurt nach Argentinien, nur kommt sie an. Flug LH501 verschwindet 1992 spurlos, und mit ihm Marina. In 7 Geschichten verbindet Loß verschiedene Menschen mit dem Verlust. Was ein Boxer, ein Parkhauspapst, ein Wachbärenkrieg und eine Splatterfilmregisseurin mit Marina zu tun haben, kann der Leser auf 159 Seiten entdecken.
Meine Meinung:
Was ist das Schlimmste, das einem passieren kann, nachdem man jahrelang auf einer einsamen Insel überlebt hat? Man wird von einem Kreuzfahrtschiff à la Aida gerettet.
Die sieben kurzen Kapitel, jedes einen Einblick in ein Leben, werden mit Marina und ihrem Absturz als roter Faden zusammen gehalten. Dennoch funktionieren die Fragmente auch einzeln sehr gut. Der Faden macht es spannend. Man rätselt mit in welcher Beziehung die neuen Figuren zu ihr stehen. Sie selbst hat kaum einen Auftritt und doch ist sie allgegenwertig. Das scheitern der einzelnen Figuren ist manchmal klein und fast übersehbar, bei anderen schlägt es grosse Wellen.
Rasant und präzise weiss Loß eine Athmosphäre zu erschaffen, dabei erinnert er mich an Hemingway, der in wenigen Zügen ein Bild erschafft. Die noch so unbedeutendste Nebenfigur kriegt ein Detail was sie im Gedächnis bleiben lässt. Und überrascht. Auf fast jeder Seite durfte ich bei der Lektüre eine unvorhergesehende Wendung verfolgen. Hatte ich eine Figur in eine Schublade gesteckt, wirkte Lennardt dagegen.
Schwarz-Weiss-denken gibt es hier nicht.
Thematiken der Schuld, Trauer und Selbstfindung sind nur ein paar die ins Auge stechen.
So kurz das Buch auch ist, man muss jedes Wort lesen. Hier ist alles von Wichtigkeit und sollte dementsprechend auch genossen werden.
Ich kann es schon richtig als 7-teilige Serie im Stil von "The Slap" vor mir sehen.
Ich bin sehr gespannt wie es mit Lennardt Loß weitergeht.
Der Autor stand mit dem Titel auf der diesjährigen Hotlist. Ich bedanke mich bei allen die dazu beigetragen haben, dass ich das Buch in den Händen halte.