Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Überschätzt

Adler und Engel, 4 Audio-CDs
von Juli Zeh

Bewertet mit 3 Sternen

Bei der Erstpublikation in den neunziger Jahren war der Roman quasi am Puls der Zeit. Der Balkankrieg war die Katatrophe mitten in Europa, die Bilder flimmerten täglich über die Mattscheiben. Juli Zehs Roman war quasi ein Kommentar dazu, aber es ging um mehr im Roman :

" Jessie ist tot. Sie hat sich erschossen, als sie mit Max telephonierte.

Zu Schulzeiten der geborene Versager, picklig und übergewichtig, hat Max aus sich selbst das Projekt seines Lebens gemacht: einen Karrierejuristen. Innerhalb von zehn Jahren hat er sich hochgearbeitet, aus eigener Kraft, wie er glaubte. Zu Rufus nach Wien, auf den Olymp des Völkerrechts, von wo aus die Staatengemeinschaft aussieht wie ein paar Kinder, die sich gegenseitig Sand in die Augen werfen.

Aber dann ist Jessie wieder aufgetaucht und mit ihr das einzige echte Gefühl in Max' Leben: Die bodenlose Liebe zu der kindlich-verrückten Tochter eines Drogenhändlers. Als Jessie stirbt, schmeißt Max seinen Job. Er sitzt in Leipzig und beschließt, den Rest seiner Lebenszeit nach der Menge an Kokain zu bemessen, die er sich noch kaufen kann. Max ist am Ende.

Und das ist der Anfang von ADLER UND ENGEL. Max ruft bei Clara an, einer ebenso jungen wie abgebrühten Radiomoderatorin, sie zwingt ihn zu einer Reise zurück nach Wien, zurück in seine Vergangenheit. Allmählich wird klar: Seine und Jessies Geschichte war Teil des Dramas auf dem Balkan. Ihre seltsame Liebe ist ein Produkt jenes zynischen Miteinanders von Bürgerkriegshelden, Völkermördern, Drogenhändlern und UNO-Politikern, die Schreckliches zulassen, um noch Schrecklicheres zu verhindern..."

Das Buch lässt sich flott lesen, mir waren die Figuren aber nicht sympatisch. Sprachlich und stilistisch war der Roman okay.