Rezension

Überwachung 2.0 - Traurige Realität!

The Homeland Directive - Robert Venditti

The Homeland Directive
von Robert Venditti

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Wer bereit ist, grundlegende Freiheiten aufzugeben, um kurzfristige Sicherheit zu erlangen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit“ (Benjamin Franklin). Die Vereinigten Staaten von Amerika, irgendwann nach dem 11. September: Die Regierung hat mit dem Homeland Security Department einen allmächtigen Sicherheits- und Überwachungsapparat installiert. Der Präsident tritt mit der Forderung an den Chef der HSD heran, dass es bis zur bevorstehenden Wahl keinerlei terroristische Aktivität geben dürfe und diese unter allen Umständen zu unberbinden sei. Doch schon bald darauf verbreitet sich ein bis dato unbekanntes Bakterium in allen Teilen des Landes…

Bis zum Ausbruch der mysteriösen Epidemie führt die Mikrobiologin Laura Reagan ein scheinbar unbeschwertes Leben mit tollem Job und guten Freunden. Als jedoch ihr Kollege und Freund Dr. Ari Musa ermordet aufgefunden wird und sie nur durch das beherzte Eingreifen einer Truppe abtrünniger Staatsdiener ihrer eigenen Ermordung um ein Haar entgeht, ist ihr Leben urplötzlich ein regelrechter Scherbenhaufen. Gemeinsam mit Laura versuchen die drei Agenten von FBI, Secret Service und Bureau of Consumer Advocacy zu ergründen, warum es die Regierung auf die zwei Mikrobiologen abgesehen haben könnte. Den Atem des Gegners, der sich von Mobilfunk- und Kreditkartenüberwachung bis hin zu Falschinformationen an die Öffentlichkeit jeglichen Mitteln bedient, immer im Nacken dämmert es den Gejagten, wie es zur Infektion in so unterschiedlichen Teilen des Landes kommen konnte: Die Zentren der Epidemie sind Kansas City, Richmond, Boston und Minneapolis: Städte mit Notenbanken – die Infektion erfolgt über Bargeld. Ist das nun ein großangelegter Terroranschlag auf die Vereinigten Staaten von Amerika, oder soll doch nur vermeintlich alles darauf hindeuten? Welche Interessen stehen dahinter, wer ist der Gewinner, wer der Verlierer?

Robert Venditti und Mike Huddleston präsentieren mit dem vorliegenden Comic einen packenden Thriller, der, Huddlestons großartigen Illustrationen und einem damit einhergehenden schlichtweg genialen Farbspiel geschuldet, ein regelrechter Pageturner ist. Venditti, verantwortlich für Szenario und Text, zeigt nach dem Riesenerfolg von “Surrogates” (verfilmt mit Bruce Willis in der Hauptrolle) sein großes Können und seine Vorliebe für Verschwörungstheorien. Was beim Leser in jedem Fall hängenbleibt, weil das Beschriebene bereits traurige und beunruhigende Wirklichkeit ist, sind die technischen Möglichkeiten, einen Menschen und dessen Leben fast lückenlos nachzuzeichnen und (nahezu in Echtzeit) zu überwachen. Hier sei zum Abschluss auch kurz auf den SPIEGEL (Heft 20/2013) mit dem Titelthema „Leben nach Zahlen – Big Data: Wie Staaten und Konzerne berechnen, was wir tun werden“ verwiesen, der eindrucksvoll aufzeigt, wie viel wir bewusst, aber auch unbewusst von uns preisgeben. Die schier endlosen Mengen an Daten über jeden von uns schreien nur danach, in die falschen Hände zu geraten… oder sind sie es bereits?