Rezension

überwältigend

Sakura - Kim Kestner

Sakura
von Kim Kestner

Bewertet mit 5 Sternen

„Sakura“ ist ein ein dystopischer, düsterer und atmosphärisch dichter, gelegentlich brutaler Jugendroman der besonderen Art.

Juri, die von ihren Eltern verkauft wurde, lebt in der untersten Ebene einer Welt, die die Autorin sehr sorgfältig und mit vielen Überraschungen konzipiert hat. Sie arbeitet als Leichenverbrennerin und hat noch nie in ihrem Leben das Sonnenlicht gesehen. Als der Aufruf zur „Blüte“ kommt, sieht sie ihre Chance gekommen aufzusteigen. Doch das ist weitaus schwieriger als erwartet.

Das Besondere an diesem Jugendroman ist, dass er einerseits japanische Mythen aufgreift und neu interpretiert, andererseits eine dystopische Welt präsentiert, die ihresgleichen sucht und gleichzeitig eine Heldin erzeugt, die weder klischeehaft noch weichgespült ist. Juri hat ihre Fehler, einige davon ergeben sich zwangsläufig aus ihrer Herkunft, wie zum Beispiel ihre begrenzte Verfügbarkeit von Worten, andere aus ihren bisherigen Erfahrungen im Leben, doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie nimmt Hilfe an und hilft selbst, wo sie kann. Sie gewinnt im Laufe der Zeit Freunde, wird stärker, mutiger und selbstbewusster.

Doch auch als sie dem Sohn des Kaisers begegnet, verdreht sie sich nicht, um ihm zu gefallen.

Die Geschichte ist durchgehend spannend, weder für den Leser/die Leserin noch für Juri gibt es Verschnaufpausen. Das führt am Ende sogar dazu, dass sich die Ereignisse überstürzen. Gern hätte man an dieser Stelle ein wenig mehr erfahren, gern hätte die Autorin sich mehr Zeit lassen können, alles aufzuklären und einem Ende zuzuführen. Rebecca, die beste Freundin von Juri, und Dom, der ebenfalls an der Blüte teilnimmt, sind ebenfalls starke Charaktere, mit denen man schnell mit fiebert. Der Prinz hingegen bleibt recht flach.

Zu erwähnen bleibt noch, dass das Buch von einem ausgesprochen eindrucksvollen Titelbild geziert wird. Das Japanische tritt offenkundig hervor und es sorgt dafür, dass man das Buch zur Hand nehmen und den Klappentext lesen will.

Dieses Buch ist nichts für Zartbesaitete, und obwohl es hier um einen Prinzen geht, hat dieses Buch nichts mit den üblichen Jugendbüchern um Prinzen und Prinzessinnen gemein.