Rezension

Überwindung der Einsamkeit

Unsere Seelen bei Nacht - Kent Haruf

Unsere Seelen bei Nacht
von Kent Haruf

Bewertet mit 5 Sternen

Addie ist 70 Jahre alt und lebt schon seit einiger Zeit allein. Ihr Mann ist tot, der Sohn lebt mit dem einzigen Enkel nicht in der Stadt. Addie ist einsam. Die Tage sind ausgefüllt, doch nachts kann sie nur schlecht schlafen.

Da nimmt sie sich ein Herz und klingelt bei Louis, ihren langjährigen Nachbarn, der in einer ähnlichen Situation lebt. Sie fragt ihn, ob er nicht die Nächte mit ihr verbringen möchte:

„Es geht nicht um Sex. Es geht darum die Nacht zu überstehen. Zu reden, zusammen im Bett zu liegen. Die ganze Nacht.“

Louis lässt sich darauf ein. Es klappt überraschend gut. Sie machen auch tagsüber viel zusammen. Dann soll Addie ein paar Wochen auf den Enkel aufpassen.

Wie wird die Umwelt mit ihrem Verhältnis umgehen? Haben die Gesellschaft, die Einwohner der Kleinstadt und die Familien Verständnis?

Sehr gut gefiel mir, dass der Autor auch im Buch auf sich selbst Bezug nimmt: es ist von einem Theaterstück die Rede, das eine Adaption eines seiner Romane ist. Dieses Stück wurde in Denver aufgeführt. Auch seine anderen Romane wurden dort aufgegriffen.

Es ist ein ganzer ruhiger Roman, er ist berührend. Er weckt viel Verständnis für Menschen im letzten Lebensabschnitt. Sie wollen ihr Leben genießen, auf bescheidene Art frei sein. Doch alte Menschen haben sich an die Konventionen zu halten. Doch dieser Roman ermöglichte es mir in sie hineinzusehen. Das Tabu der Liebe im Alter aufzubrechen. Die Einsamkeit auch scheinbar zufriedener Menschen zu erkennen. Und auch die Spießigkeiten der Jüngeren. Eine Verfilmung ist geplant. Laut Klappentext mit Jane Fonda und Robert Redford. Eine wunderbar passende Besetzung!