Rezension

Überzeugend in jeder Hinsicht

Rain Dogs - Adrian McKinty

Rain Dogs
von Adrian McKinty

Bewertet mit 5 Sternen

Muhammad Ali auf Besuch in Belfast! Und Sean Duffy hat sich kurzerhand zu dessen Schutztruppe abkommandieren lassen. Diese Szenen und besonders das Zusammentreffen der Beiden bieten einen tollen Einstieg in die Geschichte. Anschließend noch ein etwas bizarrer Einsatz um eine verschwundene Brieftasche, dessen tiefere Bedeutung sich erst später erschließt - und dann geht es richtig los.

Im Schlosshof von Carrickfergus Castle liegt eine Tote. Ein Selbstmord, wie die Umstände vermuten lassen? Oder doch Mord? So unwahrscheinlich es den Gegebenheiten nach erscheint, gänzlich ausschließen wollen es Duffy und sein Team nicht. Sie bekommen es hier mit einer außergewöhnlichen Situation zu tun, dem Rätsel eines verschlossenen Raumes, in den der oder die Täter allem Anschein nach weder hinein noch hinaus gekommen sein können. Eine heikle Sache, zumal Duffy nicht zum ersten Mal mit einem solchen „locked room mystery“ konfrontiert wird. Die Anspielungen auf diese alte Sache, den sogenannten Lizzie-Fitzpatrick-Fall, fand ich jetzt nicht so prickelnd, denn gerade diesen Fall der Reihe kenne ich noch nicht. Aber insgesamt blieben sie doch im Rahmen, so dass ich mich noch auf „Die verlorenen Schwestern“ freuen kann.

Die Ermittlungen gestalten sich frustrierend. Scheinbar endlos treten Duffy, McCrabban und Lawson auf der Stelle, haschen nach kleinen „Spurenfetzchen“, die sich nicht recht greifen lassen. Immer wieder versuchen sie, sich gegenseitig von einem Selbstmord oder dem alten Hausmeister als Mörder zu überzeugen und entwickeln dabei eine erstaunliche und durchaus unterhaltsame Kreativität. Etwas halbherzig zumeist, denn so wirklich glaubt keiner von ihnen daran. Die Wendung kommt mit leisen Schritten daher, ausgelöst durch einen interessanten Gedanken aus ihrem Kreis. Langsam, aber stetig fallen die Puzzleteilchen in der Folge an ihren Platz. Das Trio ist schon ein prima Team, mit Leib und Seele Ermittler, auch wenn sie sich gern mal sarkastisch und unbeteiligt geben.

Wieder ein klasse Krimi aus der Feder Adrian McKintys. Obwohl eher ruhig erzählt, versteht er doch durchweg zu fesseln. Besonders die Dialoge sind für mich großes Kino. Oft knurrig und knapp, noch öfter sarkastisch-ironisch, und manchmal voller Anspielungen aus den 80ern, von denen ich, ehrlich gestanden, nicht alle verstanden habe. Einige Lücken konnte ich schließen, Google und YouTube sei Dank *g*. Sprachlich bietet die Geschichte einen unterhaltsamen Mix aus flapsig-umgangssprachlich und Anspruch.

Duffys Privatleben spielt hier nur eine Nebenrolle, doch ich könnte mir vorstellen, dass sich das im nächsten Teil ändert.

Adrian McKinty habe ich erst vor kurzem für mich entdeckt und bin begeistert von seiner zurückgenommenen und doch so spannungsgeladenen Erzählweise. Zeitgeschichtliches der 80er vor dem Hintergrund des von den „Troubles“ gebeutelten Nordirland, der coole Stil, einprägsame Figuren, ein faszinierender Plot, perfekt unterlegt mit atmosphärischen Beschreibungen des trübselig-winterlichen Belfast. Für mich bleibt da nichts zu wünschen übrig!

Ich freu mich schon jetzt auf den nächsten „Sean Duffy“!