Rezension

Überzeugender Auftakt einer Trilogie um einen traumatisierten ehemaligen Elitesoldaten

Oxen. Das erste Opfer - Jens H. Jensen

Oxen. Das erste Opfer
von Jens H. Jensen

Bewertet mit 4.5 Sternen

Normalerweise tue ich mich mit skandinavischen Krimis und Thrillern immer ein wenig schwer, weil sie mir meistens ein wenig zu düster und schwermütig sind, dieser Auftakt einer Trilogie konnte mich dann aber doch auf ganzer Linie überzeugen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der ehemalige Elitesoldat Niels Oxen, der sich schwer traumatisiert in die Einsamkeit der dänischen Wälder zurückgezogen hat. Als der Ex-Botschafter und Gründer eines Thinktanks Hans-Otto Corfitzen brutal ermordet wird, ist Oxen zur falschen Zeit am falschen Ort und gerät so in die Fänge des Geheimdienstes. Ihm bleibt nun keine Wahl, er muss zusammen mit der toughen Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck die wahren Täter finden. Die Spuren führen zu einem mächtigen und skrupellosen Geheimbund, der seit vielen Jahren im Untergrund seine Fäden zieht.

Der Autor Jens Henrik Jensen muss im ersten Band den Spagat absolvieren, zum einen das umfangreiche Personenaufgebot sorgfältig einzuführen und zu charakterisieren, damit sie die Handlung auch über die kompletten drei Bücher tragen können, und zum anderen eine spannende Geschichte zu erzählen, die den Leser packt und zum Weiterlesen animiert. Dies gelingt ihm auf vortreffliche Art und Weise.
Der packende Schreibstil hat mich von Beginn an gepackt und mit jeder Seite tiefer in den Sog der Geschichte hineingezogen. Mit hohem Erzähltempo treibt der Autor seine ausgeklügelte Geschichte voran und weiß immer wieder mit überraschenden Wendungen zu überzeugen. Die Charaktere in den Haupt- und Nebenrollen sind äußerst vielschichtig und weisen eine große Tiefe auf.
Besonders das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren funktioniert hevorragend. Margarethe Franck hat bei einem Einsatz ein Bein verloren, ein Trauma, das sie, ähnlich wie Oxen, noch lange nicht verarbeitet und überwunden hat. So begegnen sich die beiden anfangs mit großem Mißtrauen, müssen dann aber unter dem Druck der Ereignisse ihre inneren Mauern und Fesseln überwinden und schnellstens zu einer Einheit zusammenwachsen, um überhaupt eine Chance zum Überleben zu haben. Die Beschreibungen dieses Kampfes gegen die eigenen Dämonen gehören für mich zu den überzeugendsten Passagen des Buches.

Eigentlich erstaunlich, das dieses Buch bzw. die Trilogie erst jetzt den Weg nach Deutschland gefunden hat, obwohl der erste Band bereits im Jahre 2012 erschienen ist. Weniger erstaunlich, das sich bereits ein Filmstudio die Rechte an dem Stoff gesichert hat. Das Potential für eine spektakukäre Verfilmung weist die Geschichte auf jeden Fall auf.

Die Messlatte für die weiteren Bände liegt bereits ziemlich hoch, ich bin schon sehr gespannt, ob es dem Autoren gelingt, sie nochmals zu überspringen.