Rezension

Überzeugender, geschickt erzählter Thriller

Oxen. Das erste Opfer - Jens H. Jensen

Oxen. Das erste Opfer
von Jens H. Jensen

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Oxen – Das erste Opfer“ ist ein präzise ausgearbeiteter erster Teil der Trilogie um einen dänischen Ex-Elite-Soldaten der Intrigen und Machtspiele aufdeckt.

Die Handlungsentwicklung ist für ein als Thriller betiteltes Buch sehr gelungen. Es beginnt als Geschichte um einen Menschen, der sich von der Gesellschaft abgrenzt, ein Eremitendasein führt. Parallel dazu geschehen unheimliche Morde an bedeutenden, einflussreichen Personen. Schneller als gedacht wird der bemitleidenswerte Niels Oxen in die Sache einbezogen und sogar beschuldigt. Dann springt die Handlung immer eine Stufe höher und erreicht Ausmaße, die man sich vorher nicht hätte vorstellen können.

Allen voran Niels Oxen als Protagonist der Trilogie macht eine sehr gut gezeichnete, glaubwürdige Entwicklung durch. Innerhalb von ca. 450 Seiten scheint sich seine Persönlichkeit komplett umzukrempeln. Er wurde eingeführt als ein verwahrloster, vom Leben gezeichneter Mensch. Nachdem man seine Vergangenheit kennenlernt, erkennt man in Oxen einen tiefsinnigen und in sich gekehrten, nachdenklichen Mann, der eigentlich genau weiß, wie man mit dem Leben umgeht. Dabei ist seine Vergangenheit nicht zu präsent und dominiert nicht andauernd. Im Verlauf der Ermittlungen überrascht er den Leser durch Aktionen, die voreilig scheinen, aber im Nachhinein taktisch klug waren. Viele der Nebencharaktere decken dabei ihr wirkliches Gesicht nicht auf, obwohl man als Leser an der Seite Oxens die komplette Wahrheit erfährt – oder diese zu erfahren glaubt, aber die Puzzleteile zusammensetzen muss. Jede Person für sich in dem Thriller war interessant zu verfolgen. Was heraussticht sind die vielseitigen Verbindungen jedes Charakters zu den anderen, die anders sind als sie zu sein scheinen.

Jens Henrik Jensen schreibt diesen Thriller meiner Meinung nach nicht rasant, sondern nimmt sich Zeit eine Geschichte zu erzählen. Oft kennt man von Thrillern den zu schnellen Schreibstil, der zwar den Spannungsbogen immer aufrecht hält aber auch keine noch so kleine Pause zu lässt. Ständige, zu vollgepackte Action bedeutet nicht zwingend, dass die Handlung dadurch verbessert wird.

Die Cover der gesamten Trilogie wirken äußerst abgestimmt und harmonisch zueinander. Dabei wird im ersten Teil deutlich, dass der Wald, den man aus der Froschperspektive sieht, eine nicht zu vernachlässigende Rolle als Handlungsort spielt. Die Haptik des Schriftzugs „Oxen“ bzw. die „abgenutzten braunen Stellen“ sind rau, was wahrscheinlich auch bei den nächsten Teilen auftauchen wird. Eine sehr gelungene Gestaltung der Trilogie!

Oxen begann als kleine Charakterstudie eines verwahrlosten Ex-Elite-Soldaten, der in Ermittlungen geriet, die ganz Dänemark erschüttern könnten. Dabei wurde die Geschichte geschickt erzählt, Handlungsstränge verwoben und der Thriller zufriedenstellend beendet, sodass ich sagen kann, dass ich auf jeden Fall „Oxen – Der dunkle Mann“ kaufen und lesen werde.