Rezension

Überzeugender Krimiteil mit fader Liebesgeschichte

Kiss & Crime 1 - Zeugenkussprogramm - Eva Völler

Kiss & Crime 1 - Zeugenkussprogramm
von Eva Völler

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Emily will das letzte Wochenende vor den Abiklausuren bloß noch ein wenig feiern gehen. Stattdessen wird es der Abend, der ihr ganzes Leben komplett auf den Kopf stellt. Nach einem bewaffneten Überfall landen ihre Mutter und deren Freund Jonas im Krankenhaus. Weil Jonas sich mit den falschen Leuten eingelassen hat, schweben sie nun alle in großer Gefahr. Doch nicht nur diese Ereignisse bringen Emilys Leben durcheinander sondern auch der gutaussehende Personenschützer Pascal bringt Emilys Puls zum Rasen. Als die Lage sich zuspitzt muss Emily mit ihrer Familie im Rahmen eines Zeugenschutzprogrammes aufs Land ziehen. Von heute auf morgen muss Emily ihr ganzes bisheriges Leben hinter sich lassen und sich an strenge Regeln halten. Denn schon eine kleine Unachtsamkeit kann sie alle wieder in Gefahr bringen.

Meinung:
“Zeugenkussprogramm” ist der Auftakt der neuen “Kiss & Crime” Reihe von der Autorin Eva Völler. Angedacht ist die Geschichte als eine Art Mix aus Kriminal- und Liebesgeschichte. Ansich ein Konzept welches schon oft gut funktioniert hat. In diesem Fall hätte ich auf die Liebesgeschichte lieber verzichtet.
Mit Emily hat man eine lebenslustige Protagonistin, welche kurz vor der Volljährigkeit steht. In ihrem Verhalten spiegelt sich dieses Alter jedoch nicht immer wider. Stattdessen wirkt sie oft wie eine voll pubertäre 13-Jährige, die gerne herumzickt und prinzipiell erstmal alles was ihre Mutter sagt abblockt während sie in anderen Situationen plötzlich wieder zeigt, dass sie sehr wohl in der Lage ist besonnen und verantwortungsbewusst zu handeln. Diese ständigen Wechsel zwischen kindlicher Zickerei und erwachsener Haltung habe ich beim Lesen als sehr anstrengend empfunden.
Völlig im Gegensatz zu der wechselhaften Emily steht dafür ihre Oma Gerti deren Erwiderungen ich mehr als einmal mit einem belustigten Grinsen zur Kenntnis genommen habe.
Nachdem Emily mit ansehen musste wie ihre Mutter und deren Freund bei einem Überfall niedergeschossen wurden tritt der Personenschützer Pascal in ihr Leben, der ihre Gefühlswelt mächtig durcheinander bringt. Neben der Rahmenhandlung entspinnt sich zwischen Emily und Pascal eine Beziehung. Während ich das Geschehen um die kriminellen Geschäfte, in die Jonas, der Freund von Emilys Mutter, verwickelt ist, gespannt verfolgt habe konnte mich die Liebesgeschichte zwischen Emily und Pascal leider nicht überzeugen. Insgesamt war mir der Verlauf der Beziehung einfach viel zu rasant. Kaum ist Emily klar, dass sie in Pascal verliebt zu sein scheint, befindet sie sich schon in einer innigen Beziehung mit ihm. Schnell folgen Liebeserklärungen und eine enge Verbundenheit, welche für mich zu unglaubwürdig war.

“Ich flennte eine Weile an seiner Schulter, doch der verwirrende Geruch seiner Lederjacke und seines frisch gewaschenen Sweatshirts sorgte dafür, dass ich mich schnell wieder fing. Genauer gesagt: Ich war davon so durcheinander, dass der verstörende Anruf von eben irgendwie an Bedeutung zu verlieren schien. Vielleicht lag es aber auch an den festen Muskeln seines Oberkörpers unter meinen Handflächen, dass ich von seiner Nähe so überwältigt war.” (Seite 84)

Umso spannender empfand ich die Situation von Emily und ihrer Familie durch den Überfall. Zwar erfährt man schnell, dass es sich um ein sagenumwobenes Computerprogramm handeln soll doch bleibt lange im Dunkeln wo genau sich dieses Programm befindet. Ein Mann namens Laszlo will dieses Programm unbedingt haben und schreckt dabei vor nichts zurück. Immer wieder schaffte es die Autorin die Spannung mit erneuten Drohungen an Emily aufrecht zu erhalten und meine Neugier stets von neuem anzufachen.
Zusätzlich sorgten die perfekt gestreuten falschen Spuren es, mich mehrmals auf die falsche Fährte zu führen und die falschen Personen zu verdächtigen. In Verbindung mit einem flüssigen Schreibstil, der sich leicht und angenehm lesen lässt, birgt das Buch eine spannende Kriminalgeschichte für Jugendliche welche mit gut gesetzten Spannungsbögen gute Leseunterhaltung bietet.
Die dazwischen gestreute Liebesgeschichte wirkt dagegen jedoch eher schwach und unausgereift. Auch das im Klappentext als “Machogehabe” angepriesene Verhalten von Pascal sucht man in der Geschichte vergebens.

Fazit:
“Zeugenkussprogramm” überzeugt mit einer interessanten Rahmenhandlung was den Kriminalteil der Geschichte angeht. Der Liebesanteil wirkt daneben jedoch eher fade und unglaubwürdig. Das wechselhafte Verhalten der Protagonistin trübt das Lesevergnügen ein wenig hebt sich aber durch die oft geistig abwesende Oma und deren eingestreuten Anmerkungen glücklicherweise zu einem großen Teil auf. Alles in allem ein interessantes, wenn auch noch nicht ausgereiftes Konzept welches mich gut unterhalten konnte. Von mir gibt es 3 Sterne.