Rezension

Überzeugender zweiter Fall für Dühnfort

In weißer Stille - Inge Löhnig

In weißer Stille
von Inge Löhnig

Bewertet mit 4 Sternen

Der pensionierte Kinderarzt Dr. Wolfram Heckeroth hat vor wenigen Wochen seine Frau verloren. Um zur Ruhe zu kommen, zieht er sich in sein Wochenendhaus am Starnberger See zurück. Da er, an dem von ihm vorher angekündigten Termin, nicht in seiner Wohnung eintrifft, ist seine Putzfrau beunruhigt. Sie alarmiert seinen Sohn Albert, der die Kinderarztpraxis des Vaters weiterführt. Albert fährt ins Wochenendhaus um dort nach dem Vater zu sehen. Schon beim Öffnen der Haustür bemerkt er einen furchtbaren Verwesungsgeruch. Schließlich findet er den Vater qualvoll verdurstet, mit Gürteln an einen Heizkörper gefesselt.

Kommissar Konstantin Dühnfort und sein Team werden an den Tatort gerufen. Zunächst deutet alles auf einen Raubmord hin. Doch bald tauchen erste Ungereimtheiten auf. Im Nachlass des Verstorbenen werden Fotos von jungen, gefesselten Frauen gefunden. Auch Bertram Heckeroth, der zweite Sohn des Ermordeten, rückt durch seine drückenden Geldsorgen ins Visier der Ermittlungen. Erste Indizien deuten darauf hin, dass Bertram seine Finger im Spiel haben könnte. Die Fassade der angesehenen Arztfamilie gerät ins Wanken...

 

 

Nach "Der Sünde Sold " ist dieser Roman der zweite Band der Ermittlerserie um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort. Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind, können beide Fälle unabhängig voneinander gelesen werden.  Um allerdings der Weiterentwicklung des Teams und den privaten und beruflichen Nebenhandlungen zu folgen, empfiehlt sich die Einhaltung der Reihenfolge. Denn auch in diesem Teil trifft man auf Agnes Gaudera, eine der Hauptfiguren des Auftaktbandes. Die Beziehung zwischen ihr und dem Kommissar spielt auch in diesem Folgeband eine Rolle. Das Liebesleben Dühnforts nimmt allerdings nur eine Nebenhandlung ein. Im Vordergrund steht der Fall des ermordeten Kinderarztes.

Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Dabei nehmen natürlich die Ermittlungen des Teams einen großen Teil der Handlung ein. Ausserdem erfährt man einiges aus dem Privatleben der Teammitglieder. Besonders Konstantin Dühnfort, mit seiner Kochleidenschaft und seiner Vorliebe für guten Wein, wirkt sympathisch. Dieser Eindruck wird durch seinen leichten Bauchansatz und den Mangel an Disziplin ihn wieder loszuwerden, noch verstärkt.

Ein weiterer Teil der Handlung beschäftigt sich mit den Mitgliedern der Familie Heckenroth. Durch die verschiedenen Perspektiven kann man hinter die Kulissen der scheinbaren Idylle blicken. Albert, Kinderarzt und Liebling des ermordeten Vaters, ist seit dreizehn Jahren mit Babs verheiratet. Doch mittlerweile kommt es zwischen den beiden häufiger zum Streit und auch in der Erziehung der Zwillinge Noel und Leon, vertritt Albert plötzlich andere Ansichten als seine Frau. Babs hat langsam das Gefühl, Albert nicht mehr zu kennen.

Bertram Heckenroth hat schon immer im Schatten seines erfolgreichen Brudes gestanden. Auch seine Berufswahl, seine finanziell angeschlagene Situation und die Scheidung von seiner Frau, fanden nicht die Anerkennung des ermordeten Vaters. Mit Albert konnte er nie konkurieren.

Caroline Heckenroth ist eine erfolgreiche Marketingleiterin. Doch auch für seine einzige Tochter fand der pensionierte Kinderarzt kaum ein Wort des Lobes. Obwohl Caroline weitaus bessere Noten hatte, nahm der Vater sie kaum zur Kenntnis, sondern belohnte stets Albert. Warum die gerade an Krebs verstorbene Mutter, sich nie für ihre Kinder einsetzte, konnte Caroline nie verstehen. Doch das Tagebuch der Mutter gewährt Caroline einen ungeschminkten Blick in die geheimsten Gedanken und Gefühle der Verstorbenen. Das dort Gelesene lässt sie den ermordeten Vater mit ganz anderen Augen betrachten.

Inge Löhnig legt geschickt ihre Fährten aus und liefert ein mögliches Mordmotiv nach dem anderen. Langsam wird der Schutzmantel des Schweigens gelüftet und eine Familientragödie enthüllt. Durch Perspektivenwechsel, an entscheidenden Stellen, fällt es schwer das Buch aus der Hand zu legen. Der Täter lässt sich bereits vor der Enthüllung erahnen. Da sich aber die Frage nach dem tatsächlichen Tathergang stellt, bleibt die Handlung trotzdem spannend und interessant.

Auch der zweite Band der Krimiserie konnte mich wieder durch sympathische Charaktere, eine spannende Erzählung und facettenreiche Nebenhandlungen überzeugen