Rezension

Überzeugendes Sittelbild der Nachkriegszeit

Vergessene Seelen - Frank Goldammer

Vergessene Seelen
von Frank Goldammer

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Jahr nach seinem zweiten Fall bekommt Kommissar Max Heller es erneut mit verwahrlosten Kindern zu tun. Waren es in "Tausend Teufel" die sich selbst überlassenen Waisen des Krieges, so geht es dieses Mal um Kinder, die, modern gesprochen, eine Gang zur Verübung von Straftaten gegründet haben. Eines dieser Kinder wird tot in einer Baugrube aufgefunden, die Ermittlungen führen Heller in eine Familie, die durch die Brutalität des Vaters, der verändert aus dem Krieg zurückgekommen ist, geprägt ist. Somit gerät der Vater, ein Trinker, schnell unter Verdacht, doch weitere Jugendliche sterben, offensichtlich von erwachsenen Hintermännern gelenkt, bei ihrem leichtsinnigen Tun. Die Spuren führen Heller zurück zu Kriegsverbrechen an amerikanischen Soldaten in Frankreich, bei denen das Aufputschmittel Pervitin, das auch bei den Jugendlichen gefunden wird, eine Rolle gespielt hat. Der Kommissar selbst wird durch die exzessive häusliche Gewalt an seine eigene Vergangenheit erinnert und muss sich seinen eigenen Dämonen stellen.

Auch der dritte Roman Goldammers überzeugt durch seine Mischung aus Fiktion und historisch glaubhafter Darstellung der Nachkriegszeit in Dresden. In dieser Stadt sind die Folgen des Krieges noch immer spürbar, während im Westen die Währungsreform vollzogen wird, die einen Meilenstein in der Vorgeschichte der Spaltung Deutschland spielt.