Rezension

Überzeugt durch unterschwellige Spannung

Deadline
von Renée Knight

Bewertet mit 4 Sternen

"Deadline" handelt von der erfolgreichen Dokumentarfilmerin Catherine, die eines Tages ein Buch in der Hand hält, in dem sie sich selbst in der Protagonistin wiedererkennt. Der Haken an der Sache: am Ende stirbt sie, weil sie vor einen Zug geworfen wurde. Catherine bekommt Panik, auch weil dieses Buch eng mit einem Ereignis verbunden, das sich vor 20 Jahren ereignet hat und das sie mit ihr Grab nehmen wollte. Catherine versucht den Autor dieses Buchs zu finden. Nichtsahnend, dass dieser immer intensiver daran arbeitet ihre Familie zu zerstören.

Vorweg kann ich schon mal sagen, dass dieses Buch kaum etwas erfüllt, was man im Vorfeld erwartet. Aber das war keineswegs der Todesstoss für "Deadline", denn dieses entwickelt sich zu einer überzeugenden Unterhaltung auf einem ganz anderen Niveau.

Der Einstieg gelingt eher zäh. Man erhält direkt einen intensiven Einblick in die Psyche zweier unterschiedlicher Menschen: Catherine und des Autors. Aber keiner von beiden wirkt sympathisch und beide bemühen sich nicht im Geringsten diesen Eindruck zu ändern. Hinzu kommt, dass man vom Titel und vom Klappentext her schon einen Thriller erwartet. Alles, was man damit verbindet, will nicht aufkommen. Stattdessen erfüllt "Deadline" das, was sein Genre "Psychologischer Spannungsroman" verspricht. Einblick in die Psyche unterschiedlicher Menschen, die nicht im geringsten eindimensional gestaltet ist und ein Ereignis, das 20 Jahre zurückliegt, das bis jetzt ein Geheimnis war und die Wahrheit dahinter zu entdecken sorgt dann für die Spannung, die sich wirklich von Seite zu Seite steigert, bis sie am Ende tatsächlich unerträglich ist.

Nach einem schwachen Beginn überzeugt Knight also auf zwei Ebenen: sie hat einige vielschichtige Charaktere geschaffen, die alle Entwicklungen durchmachen. Mal sind sie sympathisch, mal unsympathisch, mal hält man sie für das Opfer, mal für den Täter und alle haben einen Hintergrund, der psychologisch top erzählt und dadurch nachvollziehbar wird. Das andere ist eben diese unerträgliche Spannung, die durch einen wohldurchdachten Erzählaufbau unterstützt wird. Ein Ereignis, zwei Versionen und die Wahrheit zu entdecken ist begleitet durch einen Knall.

"Deadline" hätte definitiv einen anderen Titel gebraucht. Deadline ist endgültig und deswegen eher thrillerwürdig, aber sieht man darüber hinweg und über die Tatsache, dass die Geschichte einige Seiten braucht, um in Gang zu kommen, dann ist "Deadline" wirklich eine wendungsreiche, spannungsgeladene und hoch psychologische Unterhaltung. Die Leseempfehlung spreche ich alleine schon aus, weil das Buch einen so schnell nicht loslässt, denn es blickt wirklich tief in die menschliche Psyche und regt daher zum Nachdenken an.