Rezension

Umwerfendes Debüt

Der Freund der Toten - Jess Kidd

Der Freund der Toten
von Jess Kidd

Bewertet mit 5 Sternen

Die Leseprobe zu Jess Kidds Debütroman Der Freund der Toten hat mich bereits begeistert und ich habe gewusst, dass der Roman mich umhauen wird - und das tat er. Ich bin absolut hingerissen von diesem Debüt!

Jess Kidd erzählt von Mahony, der im Waisenhaus aufwuchs und eines Tages in ein kleines irisches Dorf kommt, um dort das Verschwinden seiner Mutter Orla vor mehr als 20 Jahren zu ergründen. Ein Vorhaben, das die Dorfgemeinschaft beunruhigt. Hilfe bekommt Mahony von einer alten Schauspielerin, die sich nur zu gern in die Ermittlungen hängt.

Jess Kidd nutzt eine bildgewaltige Sprache, die mich von der ersten Seite an begeistert hat.
Zitat, Seite 71: "Worte können fliegen. Sie sausen durch Fenster, über Zäune, zwischen Barhockern hindurch und durch Gärten. Sie bewegen sich schnell von Mund zu Ohr, von Ohr zu Mund. Und unterwegs gewinnen sie an Tempo und Gewicht und Substanz und Schwerkraft."
Auch Jess Kidds Worte können fliegen und haben sich in meinem Kopf festgesetzt. Bis zur letzten Seite habe ich ihre umwerfenden Sätze eingesogen!

Dass das Buch als Roman in den Buchläden steht und nicht als Krimi finde ich genau richtig. Ihn nur als Krimi zu bezeichnen, wäre einfach zu kurz gegriffen. Natürlich bekommt der Leser eine Erklärung für Orlas Verschwinden, erkennt die Hintergründe und die Mitwisser, aber die Geschichte, die darum gewebt ist, ist aufgrund ihrer großartigen Sprache (ja, ich wiederhole mich hier nur zu gern!) weit mehr als das. Spannend geht es zu, aber auch mystisch und etwas unheimlich. Es ist die Geschichte eines Dorfes und ihrer Menschen - der lebenden und toten. Wie Mahony mit den Toten spricht, wie sie immer wieder in die Geschichte platzen, ist teils traurig, zumeist aber sehr sehr lustig. Mein Liebling war der sich gern entblößende Johnnie. Überhaupt die Figuren! Mahony ist klasse, aber die alte Mrs. Cauley ist dermaßen genial, dass ich mir schon um ihretwillen gewünscht habe, dass Der Freund der Toten nie zu Ende geht. Die alte Dame ist spitzzüngig, gewitzt und auch ziemlich furchteinflößend. Sie und Mahony geben ein einzigartiges Ermittler-Duo ab.

Wer sich gern in Sprache verliert und spitzzüngigen Humor liebt, wird auch Der Freund der Toten lieben. Ich liebe Jess Kidds Roman definitiv und ich kann es kaum erwarten, mehr von dieser Autorin zu lesen. 5 Sterne sind nicht genug!