Rezension

Unausgereift...

Liebe ist Chefsache - Kerstin Garde

Liebe ist Chefsache
von Kerstin Garde

Bewertet mit 2 Sternen

Die Idee der Geschichte ist ganz gut, die Ausführung leider nicht. Es fehlt an Witz und Charme, was das Ganze runder gemacht hätte.

Sidonie Albrecht kann es nicht fassen. Ihr langjähriger Freund und Verlobter Jonas hat sie einfach im Standesamt sitzen gelassen. Er hat es sich wohl im letzten Moment anders überlegt.
Sidonie kriecht bei ihrer besten Freundin unter um ihre Wunden zu lecken. Diese überredet Sidonie, mit ihr gemeinsam die teuren Flitterwochen auf Mykonos zu verbringen. Denn ein Tapetenwechsel würde Sidonie bestimmt gut tun.
Kaum auf Mykonos angekommen, sieht Sidonie ihren Chef auf einer Hotelliege liegen. Das darf doch wohl nicht war sein. Er kann sie nicht leiden, das weiß Sidonie ganz genau, so wie er sie immer rumscheucht.
Wie kann der Urlaub da noch gut werden?

Dieses Buch wollte ich so gerne mögen.
Einerseits fand ich die Idee ganz gut von der sitzengelassenen Braut, die von einer Tragödie in die nächste stolpert.
Andererseits ist die Idee leider überhaupt nicht spannend ausgebaut worden.
Die Geschichte wirkt nicht nur konstruiert, sie ist auch noch ziemlich vorhersehbar. Den Ausgang von jeder Situation, in die Sidonie gerät, konnte ich vorhersagen. Und jedes Mal hatte ich Recht.
Manche Szenen wurden auch endlos in die Länge gezogen. Zum Beispiel dauert es ewig bis Sidonie in den Flieger steigt. Ich dachte auch, dass Sidonie nie mehr von der Insel Delos herunterkommt.
Es ist einfach langweilig, wenn man schon weiß was passiert bevor man weiter liest.

Mykonos selbst erlebt man als Leser leider nicht so. Das Meiste passiert in und um das Hotel, wo Sidonie abgestiegen ist. Sie geht zwar öfter mal spazieren, dann werden auch die weißen Häuserfassaden mit den Geranien vor den Fenstern erwähnt, aber ein wirklich stimmungsvolles und lebhaftes Bild von der Gegend ist nie beim Lesen entstanden. Ich mag es, wenn die Beschreibungen eines Ortes so gut sind, dass man davon Fernweh bekommt. Davon ist hier nichts zu spüren. Die Geschichte hätte überall spielen können, es hätte keinen Unterschied gemacht.

Die Figuren sind für so ein Buch ausreichend beschrieben worden. Es wird nie in die Tiefe gegangen, selbst bei Sidonie nicht, obwohl sie die Hauptperson ist. Schlimm fand ich das nicht.
Mehr gestört hat mich das untypische Verhalten der ein oder anderen Person. Zum Beispiel wird dem Vater des Chefs, Chef-Senior, einen knallharten, fast schon gefühlskalten Charakter angedichtet, der seinem Sohn (der ja jetzt die Firma leitet) niemals freie Hand lässt. Aber dann knickt der große strenge Senior-Chef bei der ersten Gelegenheit ein, wie ein Hälmchen im Wind. Er knickt nicht nur ein, er jammert Sidonie auch noch seine Sorgen und Ängste vor, wie ein kleiner Junge. Das macht so eine Figur unglaublich unglaubwürdig und fast schon lächerlich.

Schade fand ich außerdem, dass man so viele Gelegenheiten verpasst hat wo man die Fetzen hätte fliegen lassen können. Warum lässt man Sidonie nicht auf Jonas treffen (also richtig)? Ich hätte so gerne seine Version, vor allem seine Ausreden, gehört. Ein Treffen auf Tamina Witt, dem gefürchteten Schwiegermonster dem Sidonie gerade so entrinnen konnte, hätte ich auch ganz spannend gefunden. Das hätte ein paar ganz schöne Konflikte gegeben.

Die Idee der Geschichte ist ganz gut, die Ausführung leider nicht. Es fehlt an Witz und Charme, was das Ganze runder gemacht hätte.