Rezension

Unbeeindruckend

Geopfert - Tony Black

Geopfert
von Tony Black

Vermutlich bedient dieses Buch alle Klischees, die über Schottland so existieren, trotzdem gefällt mir das Buch eigentlich sehr gut. Das ganze beginnt auf der Beerdigung eines gewissen Billys, dessen Tod der Protagonist Gus Dury untersuchen soll. Zum Anfang hin ist mir dies ein bisschen schleierhaft, da er keineswegs Polizist oder Detektiv oder irgendetwas anderes in diese Richtung ist. Trotzdem scheint er viele Kenntnisse zu haben, was Überwachung und Beschattung angeht, da er schnell jemanden ausfindig macht, der ihn selbst überwacht.
Im großen und ganzen gefällt mir die Person Angus Dury, aus dessen Sicht der Roman verfasst ist, sehr gut, vor allem aufgrund von Sätzen wie diesen:

"Große Güte, nein. Ich habe nur das ein oder andere Buch gelesen. Ich lese zur Buße für meine Sünden." (S. 70)
Trotzdem scheint er zwei verschiedene Seiten zu haben, was es mir am Anfang sehr schwierig machte, mich in diese Handlung hineinzufühlen. Er ist seit dem Ende seiner Karriere als Journalist dem Alkohol verfallen, was des öfteren seine Handlung beeinflusst. Außerdem ist da noch die laufende Scheidung von seiner Frau Deborah, mit der es immer wieder Ärger gibt.
Es gibt zuviele Nebencharaktere die kaum näher beschrieben werden, sodass ich mir die Namen - wohlgemerkt alles irgendwelche Spitznamen oder Straßennamen - kaum merken konnte, geschweige denn die Person, die dahintersteht. Auch der Ermordete findet meiner Meinung nach sehr wenig Erwähnung und ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte irgendwann in eine andere Richtung abgedriftet ist, die eher mit dem Privatleben von Dury zutun hatte.
Ein weiterer kleiner Minuspunkt ist die Übersetzung auf "neudeutsch". Da kommen Sätze heraus wie folgender:
"Ich hatte erwartet, dass es Troubles geben würde, wenn ich für Col herumschnüffelte, aber jetzt wusste ich es definitiv." (S. 76)
Zum Schreibstil des Autoren lässt sich noch sagen, dass er eigentlich sehr gut und flüssig zu lesen ist. Anscheinend aber hat Tony Black eine Vorliebe für unvollständige Sätze, denn des öfteren habe ich Sätze wie diese gelesen:
"Spürte, wie ich eine weiche Birne bekam, noch weicher als ohnehin schon." (S. 213)
Im Grunde genommen stört mich das ja nicht, ist ja auch ein Stilmittel, nur tritt es an manchen Stellen im Rudel auf, was ich dann doch eher merkwürdig fand.
Die Handlung hingegen ist eigentlich sehr gut und nimmt des öfteren einige unerwartete Wendungen. Immer wieder gibt es einen anderen Verdächtigen, den Dury dann sehr exzessiv jagt und dabei deckt er auch noch ganz andere Dinge auf. Neben diesen spannenden Stellen gab es aber auch die traurigen, als zum Beispiel ein Bewohner des Hotels, in dem Dury kurz untertauchte, auch mysteriöse weise verbrennt.
 

Kommentare

Jendrik Spehl kommentierte am 17. Februar 2014 um 16:52

Ich habe das Buch auf englisch gelesen und da macht vieles wesentlich mehr Sinn alleine schon weil der Englische Titel „Paying for it“  deutlich besser zur Handlung passt als der deutsche Titel „Geopfert“ (wohl ein Zugeständnis des deutschen Verlages. Thriller mit  Einworttiteln zu versehen ist ja grade in).  Die deutsche Übersetzung habe ich aufgrund  der Empfehlung einer Kollegin nicht gelesen. Die Figur und die Geschichte haben mir auf jeden Fall viel Spaß  gemach .