Unbequem, beeindruckend, phantastisch
Bewertet mit 5 Sternen
Teresa ist schwanger. Und damit ist sie in erster Linie überfordert. Denn wie kann SIE denn eine Mutter sein? Eine gute noch dazu? Es scheint ihr fast unmöglich, auch wenn sie es noch so gerne will.
Mit Teresa lässt Julia Friese eine absolut unsichere Frau voller Selbstzweifel vom Mutterwerden erzählen. Und wie Friese das erzählt hat mich von Anfang an gepackt und begeistert! In einem an einen Gedankenstrom erinnerndes Selbstgespräch nimmt einen Teresa mit in ihren Kopf. Man erlebt Glück, Erinnerungen an die eigene kalte Kindheit und immer wieder Zweifel. Wie nebenbei legt Friese dabei präzise den Finger in die Wunde: Wie sehr eine schwangere Frau auf ihr Schwangersein reduziert wird. Der Konflikt mit den künftigen Großeltern, deren Fehler man nicht wiederholen möchte und dafür nur wieder neue Kritik erntet. Die Abfertigungshalle Krankenhaus.
All das ist in kurzen präzisen Sätzen erzählt und die Gedankensprünge, die Friese dabei macht, die Verbindungrn, die sie herstellt sind absolut grandios. Ich bin immer noch beeindruckt, von dieser Art zu schreiben, zu denken, zu erzählen.
"Schwangerschaftstest und Folsäure wie Rasierklingen und Schlaftabletten. Waffen. Für Frauen, die sich den Puls nicht auf-, sondern nur ein bisschen anritzen wollen. Die im eigenen Leben zurücktreten wollen. Hinter sich. Neben sich. Ganz langsam. Ausbluten und nie wieder richtig wach sein. Bleiben, aber verschwinden. Hohläugig. Rundwangig. Ein Hologramm mit zwei >>m<<. Mama."
MTTR ist ein Buch voller unbequemer Figuren und unbequemer Wahrheiten. Auch als bewusst kinderlose Frau konnte ich viel mitnehmen und war absolut begeistert vom sprachlichen Können der Autorin. Eine Entdeckung, die ich absolut weiterempfehlen kann!