Rezension

Unblutiger Thriller für unterhaltsame Stunden

Einer wird sterben - Wiebke Lorenz

Einer wird sterben
von Wiebke Lorenz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Titel des Psychothrillers „Einer wird sterben“ von Wiebke Lorenz ist Programm, denn er kündigte mir bereits an, was ich zum Ende hin in der Geschichte erwarten konnte. Auch der Prolog, in dem zwei Personen eine Rolle spielen, deutete in die gleiche Richtung und im Laufe der Erzählung wurde mir schnell klar, welche Figuren hier beteiligt sind.

Die eigentliche Story beginnt damit, dass die 32-jährige Stella wieder einmal für mehrere Tage allein zu Hause ist, weil ihr Mann Paul als Pilot seinen Dienst auf Fernflügen versieht. Daher ist er schwer erreichbar und sie grundsätzlich auf sich allein gestellt. Dann bemerkt sie ein auffälliges Auto, in dem eine Mann und eine Frau sitzen, dass auf der Straßenseite gegenüber geparkt ist. Es steht den ganzen Tag über dort und ist auch noch am nächsten Morgen noch da. Auch die Nachbarn sind schon aufmerksam geworden. Bei Stella werden Erinnerungen an eine Nacht vor sechs Jahren wieder wach, in der sie gemeinsam mit Paul einen Autounfall hatte. Zufällig war der PKW damals von der gleichen Marke wie das parkende Auto.

Von Beginn an erzeugt die Autorin eine subtile Spannung. Ich fühlte, wie beunruhigt Stella war, konnte aber dennoch nicht wirklich begreifen, warum, denn mir kam ihre Besorgnis übertrieben vor. Doch langsam häufen sich die seltsamen Begebenheiten. Wiebke Lorenz spielt geschickt mit weiteren möglichen Lösungen für die merkwürdigen Geschehnisse. Die Konstruktion der Geschichte hat aber ihre Schwächen. Das Verhalten von Stella fand ich nicht immer logisch, sondern nur auf die Entschlüsselung abgestimmt. Außerdem driftet die Erzählung immer weiter ab und fokussiert auf Nachbarstreitigkeiten. Das war zwar unterhaltsam, zog die Geschichte aber in die Länge und steigerte dadurch nicht die Spannung. Zum Ende hin wurde die Handlung immer unrealistischer und mir erschloss sich nicht, warum ein Nachbar unbedingt sein Geheimnis gegenüber Stella offenlegen muss, obwohl fast jeder der Anwohner seit Jahren etwas zu verschweigen hat.

Die Figuren wurden mir nicht sympathisch, Stella war überdreht und Paul nicht hilfsbereit. Nachdem ich die Auflösung kannte, fand ich das Verhalten allerdings passend. Wiebke Lorenz gestaltet die Handlung mit Sorgfalt und bietet zum Schluss eine überraschende Wende, die mich nicht ganz überzeugt. Einer wird sterben“ ist ein unblutiger Thriller, der mir ein paar unterhaltsame Lesestunden geboten hat.