Rezension

"Und da war die Einsamkeit."

Die Seiten der Welt - Nachtland
von Kai Meyer

Bewertet mit 4.5 Sternen

INHALT

Der zweite Band knüpft direkt an Furias Erlebnissen im Herz der Bücherwelt aus dem ersten Band an. Furia und der Widerstand leben nun gemeinsam im Anwesen ihrer Familie, so dass sie ständig umgeben ist von fantastischen Dingen aus der Bücherwelt, die nun Gewohnheit sind. Doch friedvoll ist das Leben auf dem Anwesen auf keinen Fall, denn die Gefahr ausgehend von der adamitischen Akademie ist allgegenwärtig. Um ihre Welt vor der Unterdrückung zu befreien, beschließt sie mit Freunden aus dem Widerstand auf eine gefährliche Suche durch die verborgenen Refugien nach dem Zentrum der Macht zu gehen. Schnell begreifen sie, dass die alten Regeln mit Furias Eingriff in die Welt der Bibliomantik nicht mehr gelten. Und schon lange ist die adamitische Akademie mehr die einzige Gefahr, denn ein neuer Feind ist aus der Dunkelheit entstanden.

"Exlibri können keine Bibliomanten sein." ~ S.54

MEINUNG

Kai Meyer konnte mich bereits mit dem ersten Teil seiner Trilogie begeistern und der zweite Band ist mindestens genauso aufregend. Nicht immer ist die Grenze zwischen Freund und Feind klar getrennt und oft geraten die Protagonisten an ihre Grenzen. Doch genau dieser Zwiespalt und die Ungewissheit fesseln mich als Leserin. Es muss um geliebte Charaktere getrauert werden, aber dafür tauchen neue Charaktere mit viel Potential auf. Einer der neuen Charaktere, den ich schnell ins Herz geschlossen habe war Jim Hawkins. Vielleicht auch nur, weil ich die Geschichte aus der er stammt ebenfalls toll finde, aber im nächsten Band wird er sicherlich zeigen was er kann. Ein oftmals unterschätzter und auf eine schrullige Art und Weise liebenswerter Charakter ist Samsa. Kafka ist kein Autor mit dem Ich warm geworden bin und dennoch konnte mich Samsa überzeugen, denn er steht Pip zur Seite, wenn er einfach nur jemanden zum Zuhören braucht. 

Die altbekannten Charaktere haben sich entwickelt und besonders Cat und Finnian mag ich nach wie vor. Mit Summerbelle wurde ich nie wirklich warm, so dass mich ihr Schicksal weniger berührt hat. Wie bereits im ersten Band ist Furia keiner meiner liebsten Charaktere, aber dennoch habe ich gerne mit ihr neue Seiten der Welt der Bibliomantik entdeckt und mit ihr mitgefiebert. Furia ist erwachsener geworden und wirkt weniger naiv und kindlich; was sie um einiges sympathischer macht als im ersten Band.

"Heute war es nicht mehr die naive Verliebtheit von damals. Aber sie konnte nicht leugnen, dass sein Anblick etwas in ihr weckte - ein Kaleidoskop komplizierter Gefühle, die sich nicht zu einem festen Bild zusammenfügen wollten." ~ S. 454

FAZIT

Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung, denn der lebendige Schreibstil von Kai Meyer schafft es mich in eine ganz spezielle und atemberaubende Welt zu führen, die nicht allzu fern vom Möglichen ist und ein Teil unserer Realität sein könnte. Allerdings sollte jedem bewusst sein, dass nicht alle Seiten gleichermaßen mit Spannung und Action gefüllt sind, sondern es an vielen Stellen auch ruhiger zu geht und man gerade dann die Charaktere besser kennenlernen kann.

"Es müsste sich anfühlen wie ein Sieg, aber das tut es nicht." ~ S. 574

 

@ Das Bücherchamäleon