Rezension

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster - gefühlvoll und echt

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster - Susann Pásztor

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
von Susann Pásztor

Bewertet mit 5 Sternen

Fred ist geschieden und alleinerziehender Vater. Um seinem Leben mehr Sinn zu geben, hat er sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen. Die erste Person, die er in den nächsten Tagen und Wochen begleiten wird, ist Karla. Doch Karla ist eine enorme Herausforderung für Fred, denn sie ist sehr stark und eigensinnig und auch ziemlich deutlich in ihren Worten und ihrem Handeln. Sie möchte nur ein wenig menschliche Nähe, allerdings nur zu ihren Bedingungen. Als Fred versucht, Karla mit ihrer Schwester zu versöhnen, geht das gehörig schief, so dass Karla Fred nicht mehr sehen möchte. Einzig Freds Sohn, der dreizehnjährige Phil, darf Karla noch regelmäßig besuchen, um ihre Konzertfotos zu archivieren. Doch Dank Hausmeister Kalffki, der Fred in einer brenzligen Situation ruft, ist Karla bereit, Fred noch eine Chance zu geben. 

Dieser Roman hat mich wirklich berührt. Er ist in keinster Weise kitschig geschrieben, sondern einfach menschlich und echt und einfühlsam. Sehr interessant fand ich den Einblick in die Tätigkeit eines Sterbebegleiters, was keinesfalls leicht ist. 
Der Aufbau des Buches ist sehr gut gelungen. Die Überschriften der Kapitel tragen den Namen der Person, aus deren Sicht man gerade liest. Durch diese verschiedenen Perspektiven bekam ich einen super Einblick in die Gedanken und Gefühle aller Personen. 
Freds Zweifel, ob er alles richtig macht, waren nachvollziehbar. Als Sterbebegleiter zu arbeiten dürfte eine enorme Herausforderung sein. Als er dann einen Fehler machte und Karla den Kontakt unterbunden hat, tat er mir wirklich sehr leid. Immerhin hat er es nur gut gemeint und wollte Karla etwas Gutes tun. Dank eines günstigen Umstandes nehmen Karla und Fred wieder Kontakt auf, was mich gefreut hat. 
Mich hat es sehr berührt, wie Fred und Karla miteinander umgegangen sind. In leisen Tönen wird die Sympathie zwischen den beiden deutlich und dass sie sich mögen und gegenseitig auch brauchen. Es gibt auch sehr emotionale Szenen, bei denen mir die Tränen kamen, weil ich es einfach schön fand, dass die beiden sich gegenseitig so viel zu geben haben. 
Phil fand ich für sein Alter sehr erwachsen und vernünftig. Er ist kein typischer Teenager, sondern schreibt Gedichte und interessiert sich für Lyrik. Zwischen ihm und Karla entwickelte sich eine wie ich fand tiefe Verbundenheit. Phil hat sogar für Karla einen Song geschrieben, in dem er sie als Oma betitelt. Ihre Reaktion auf das Wort Oma ließ mich schmunzeln. 
Neben dem doch sehr schweren Thema gibt es aber auch Situationen, die humorvoll geschrieben sind, wodurch die Schwere manchmal ein wenig genommen wurde. Und das Buch lässt mich nachdenklich auf das Thema Sterben und Sterbebegleitung blicken. 

Dieses Buch ist für mich eine echte Bereicherung gewesen und ich vergebe fünf Sterne.