Rezension

Und die Toten lässt man ruhen

Und die Toten läßt man ruhen - Jürgen Kehrer

Und die Toten läßt man ruhen
von Jürgen Kehrer

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin ein großer Fan der Wilsberg-Serie im ZDF und daher war es für mich ehrlich sehr spannend, mal zu sehen, wie sehr in diesem Fall wohl Fernsehen und originale Buchfassung voneinander abweichen.

Und ich kann eins schon vorweg nehmen: Man kann sie nicht vergleichen, denn sie sind in so vielen Punkten so extrem unterschiedlich, dass man nur noch im Ansatz erkennen kann, wie beides zusammenhängt. Denn in beiden Fällen ist Wilsberg ein gescheiterter Anwalt und hat einen Laden, Briefmarken- und Münzverkauf, bzw. Antiquariat, der eher schlecht als recht läuft. Ansonsten konnte ich aber eigentlich keine wirkliche Gemeinsamkeit entdecken.

Viele der mir bekannten Charaktere aus der Serie habe ich irgendwie etwas vermisst, vor allen Dingen, da sie immer sehr viel Witz in die Wilsberg-Folgen bringen. Jedoch kann ich jetzt auch noch behaupten, dass ich diesen Roman schlecht fand. Er ist anders, vollkommen anders als die Serie und Wilsberg aus dem Fernsehen, ist eindeutig derjenige, der mir von beiden Wilsbergs der sympathischere wäre, aber trotzdem war das Buch doch ziemlich gut.

Ich muss zwar auch sagen, dass ich Wilsberg jeden anderen Job, als Detektiv mehr ans Herz legen würde, so wie er sich in diesem Roman präsentiert, aber das sorgt auch für den ein oder anderen Schmunzler oder auch Augenroller, den ich so zunächst nicht erwartet hätte. Aber ich war ehrlich doch überrascht, wie anders dieser Wilsberg hier doch ist, vor allen Dingen, da er einige Charakterzüge aufwies, die ihn mir doch auch glatt ein wenig unsympathischer machten.

Allerdings ist es auch so, dass man dem Buch vor allen Dingen anmerkt, wie alt es doch wirklich noch ist, was ich extrem amüsant fand. Allein, dass mit DM bezahlt wurde, Handys auch noch nicht wirklich vorhanden waren etc. machte dieses Buch schon für mich zu etwas besonderem, da es eine interessante Form der Zeitreise war, nicht wie in vielen Büchern, die heute geschrieben wurden und früher spielen, nein, dieses Buch wurde auch zu dieser Zeit geschrieben und der Autor konnte gar nicht wissen, was in der Zukunft noch kommt. Und es ist wirklich so, man spürt doch einen Unterschied in der Glaubwürdigkeit der Atmosphäre des Buches.

Es ist auf jeden Fall ein interessanter Krimi, der eher der alten Schule gehorcht, also weniger blutig ist, als zum Rätseln, Knobeln und Kombinieren zu verleiten und das mit einem Detektiv, bei dem man des Öfteren den Eindruck bekommt, dass er seinen Beruf mächtig verfehlt hat, der nicht mal wirklich richtig sympathisch ist, den ich aber trotzdem gern gelesen habe, auch wenn er mit meinem Fernseh-Wilsberg bisher noch nicht ganz mithalten kann, aber ich wette, auch dieser Wilsberg hier mausert sich noch in den folgenden Romanen.