Rezension

…und es wäre auch besser verloren geblieben

Das verlorene Labyrinth - Kate Mosse

Das verlorene Labyrinth
von Kate Mosse

Bewertet mit 0.5 Sternen

„Ein spannungsgeladener Historienthriller“ – so wird das der Roman auf dem Buchrücken angepriesen. In dieser kurzen Aussage ist so ziemlich alles falsch, was falsch sein kann.

Okay, der Wortteil „Historien-„ ist zumindest teilweise richtig. Immerhin spielt das Buch zur Hälfte im 13. Jahrhundert. Hier spielt die Hauptrolle Alais. In der Gegenwart ist irgendwie unsere Hauptperson Alice mit ihr verbunden (was sich auf Grund der komplett verschiedenen Namen kaum erahnen lässt).

In der Gegenwart (hier 2005) fängt die Erzählung zunächst an. Von Anfang an machte die Geschichte auf mich einen etwas uninspirierten, teils gar langweiligen Eindruck. Bereits auf den ersten 21 Seiten des Buches fing ich schon mit der Langeweile an zu kämpfen. Nach einer solch kurzen Zeit schon ein Rekord. Das liegt aber auch an der in meinen Augen allzu – wie soll ich es nennen? – blumigen Sprache der Autorin. Ein paar Beispiele gefällig?

„Dann fällt ihr Blut auf das nackte Bein und zerspritzt wie ein Feuerwerkskörper am nächtlichen Silvesterhimmel.“ – Hat wirklich schon mal irgendjemand an Silvester gedacht, wenn Blut fließt?

„Einzelne Haarsträhnen, die die hellbraune Farbe von Karamell habe…“ – Hier nimmt das Farbenunheil seinen Anfang. Es reicht nicht, wenn die Haare einfach hellbraun sind, nein, sie müssen auch noch Karamell-Farbe haben.

„Über ihr ist der Himmel endlos blau.“ – nicht nur einfach blau…

„Im Frühling lugen zarte Blumen mit rosa und mauvefarbenen und weißen Blüten aus ihren Verstecken…“ – oh Mann, spätestens hier fingen mich die Farben an, bereits zu nerven  - und bis hier sind wir erst auf der zweiten Seite des Buches.

Aber diese Art zieht sich durch das ganze Buch. Farben müssen immer genauestens, fast seziert werden. Ähnlich geht es der Autorin anscheinend auch mit Gerüchen oder Landschaftsbeschreibungen. Alles Dinge, die den Fluss einer Erzählung ungeheuerlich aufhalten.

Weswegen der Roman vom spannungsgeladenen Thriller auch so weit entfernt ist, wie ein Regenwurm von den schillernd roten und gelben kristallklaren Farben des Jupiters – oh Entschuldigung die Schreibweise der Autorin färbt ab.

Wo der Journalist, der diese Worte geschrieben hat, in dem Buch Spannung vorgefunden hat, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Dafür scheint die Autorin einen Deal mit dem Touristikbüro von Carcassone eingegangen zu sein. In dieser Stadt spielen die Geschehnissen teilweise in der Handlung von 2005 wie von 1209 – und, wie man aus den Informationen zur Autorin entnehmen kann, lebt diese dort auch. Und es scheint ihr wirklich dort zu gefallen! Allein das Kapitel 30 (es ist Gott sei Dank nur 2,5 Seiten lang) dient dazu, die Stadt Carcassone zu vergöttern. In diesem Kapitel kommt Alice zum ersten Mal dorthin und erblickt die Stadt von einer erhöhten Stelle. Und wie sie von ihr schwärmt. Liebe Leser, die letzten zwei Sätze muss ich euch hier nochmals vor Augen führen: „Am Ausgangspunkt anzukommen und den Ort zum ersten Mal zu erkennen. Zum ersten Mal verstand Alice ganz genau, was T.S. Eliot damit gemeint hatte.“ Bitte nicht. So etwas klingt in einem Reiseführer ja schon geschwollen, aber in einem spannungsgeladenen Historienthriller hat das nun wirklich nichts zu suchen.

Aber in den nächsten Kapiteln geht es munter weiter. Als Alice durch die Stadt läuft, wird dem Leser fast jeder Straßenzug, jeder Platz und viele Geschäfte erklärt – natürlich mit den französischen Namen. Ermüdend. Lieber wäre ich selbst dadurch spaziert, als in einem spannungsgeladenen Historienthriller über die „Lices“, die „Rue Cros-Mayrevieille“ oder dem Café „Le Marcou“ zu lesen (keine Bange, es komme noch viel mehr davon vor).

Überhaupt werden in die Sätze immer und immer wieder französische Worte und Sätze eingeworfen. Schön wenn man die Sprache beherrscht. Langweilig, ist dem nicht so. Und damit nicht genug. Im Jahre 1209 sprechen viele Leute um Carcassone nicht französisch, sondern die sogenannte „Langue d’Oc“ (immerhin lernt man auch etwas). Auch Worte dieser Sprache werden ungeniert gebraucht. Manche erklärt, manche auch nicht. Man gewöhnt sich daran, diese Passagen einfach zu überlesen. Was da eigentlich stand? Völlig unwichtig.

Außerdem versucht die Autorin auch ein großes Mystertium in ihre Geschichte einzubauen. Aber lediglich in einem Nebensatz wird plötzlich erwähnt, dass es um den Heiligen Gral geht. Oweia. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich vermutlich gar nicht erst angefangen zu lesen.

So habe ich aber tapfer bis zum Schluss durchgehalten. Und gerade als ich dachte, gegen Ende schafft es Mrs. Mosse doch noch ein wenig Spannung aufzubauen, ist diese wieder auf Knall und Fall verschwunden, da alles so unspektakulär endet, wie es angefangen hat. Insofern stimmt der Spruch auf dem Buch. „Es endet hier, wo es begann…“

Das beste am Buch war, dass ich es gebraucht zu rund 90 Cent gekauft habe. Und selbst die hätte ich besser in ein Eis investiert.

Ein gähnend langweiliger Historienreiseführer.