Rezension

Und es wird einer kommen, der Niedrigste unter den Niedrigen, und den Tyrannen töten…

Die Wüstenprinzessin - Melike Yasar

Die Wüstenprinzessin
von Melike Yasar

Bewertet mit 4 Sternen

~Kurzbescheibung

Und es wird einer kommen, der Niedrigste unter den Niedrigen, und den Tyrannen töten…

Die Zeit zerrann wie das rauschende Wasser. Die Zwillinge Ameera und Jamila wuchsen zu ebenso sagenumwobenen Schönheiten heran, wie einst ihre Mutter Yasmina. Ohne zu ahnen, dass die Reise nach Aqaba ihr zum Verhängnis wird, begibt sich Ameera in die Heimatstadt ihrer Mutter, um ihren achtzehnten Geburtstag gemeinsam mit Jamila zu verbringen. Plötzlich findet sich Ameera in einem gefährlichen Abenteuer wieder, denn eine Weissagung besagt: Eine Jungfrau, deren Augen die Farben wechseln und deren Herz so rein ist, wie frisch gefallener Schnee, wird den Großmagier Jafar zum Leben erwecken und alles ins Verderben stürzen. Doch nur einer ist in der Lage, die Prinzessin zu retten und dies zum Guten zu wenden, bevor der Mond seine volle Reife erreicht hat. Omar, Ali und Ibn-Abdullah machen sich gemeinsam auf die Suche nach dem besagten Erlöser. Die Errettung der Prinzessin gestaltet sich jedoch geheimnisvoller und gefährlicher als gedacht. Kann der besagte Erretter die Erfüllung der Weissagung verhindern und Ameera retten?

Meinung

"Die Wüstenprinzessin - Ameera & Jamila" ist eine fernöstliche Erzählung von Melike Yasar. Das Buch ist am 25. September 2017 erschienen, umfasst 360 Seiten und ist als Taschenbuch oder als ebook erhältlich. Die Autorin hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Mit dem ersten Band zu dieser morgenländischen Reihe, hat sie mir den orientalischen Flair nähergebracht. Ich liebe ja Märchen, märchenhafte Erzählungen, Geschichten mit Märchenaspekten und Märchenadaptionen, aber zu fernöstlichen Büchern habe ich bislang kaum gegriffen. Wie aus Tausendundeine Nacht war der Auftakt. Wie Tausendundeine Nacht ist die Fortsetzung. Schon kurz nach ihrer Geburt wurde vorausgesagt, das schwere Zeiten und eine unsagbare Gefahr in der Zukunft der Prinzessinen lauern würde. Zwei Mädchen die sich in ihrer Schönheit fast bis aufs Haar glichen, deren Wesen sich aber wie Tag und Nacht unterschied. Die Eine strahlend hell wie ein wunderschöner Frühlingstag. Die Andere düster und stürmisch wie der hereinbrechende Herbst. Zwei Schwestern verbunden durch eine Hassliebe, deren Ausgang sich erst mit dem Erwachsenwerden weisen würde. Das über ihnen schwebende Damoklesschwert wurde vergessen, als hätte jemand einen Schleier darübergelegt. Jemand der Jahr für Jahr wartete, bis die Mädchen zu jungen Frauen heranwuchsen, um dann seine Pläne in die Tat umzusetzen, den in der Stunde ihrer Geburt sah er das Zeichen. Die Zeit war gekommen um den Magier Jafar wiederzuerwecken und zu herrschen. Nur einer vermag dies zu verhindern - der Niedrigste der Niedrigen - doch dieser muß ersteinmal gefunden werden.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Mit einem interessanten Prolog wird der Leser in die Erzählung eingeführt. Er lernt die Zwillinge und ihr Verhältnis zueinander kennen. Ameera ist ruhig, verträumt, sanfmütig und herzensgut. Jamila hingegen ist ungestüm, aufbrausend, gehässig, hochmütig und spitzzüngig. Während Ameera sich auf die Aufgaben als Herrscherin vorbereitet, ist Jamila wie ein Wildfang in der freien Natur unterwegs, prügelt sich mit anderen und folgt ihrem von Arroganz geknebeltem Herzen. Innige Verbundenheit wie bei anderen Geschwistern läßt sich hier nicht erkennen. Indes Ameera ihrer Schwester Herzenswärme und Zuneigung schenkt, erhält sie verletzend giftige Worte zurück. Die sehr unterschiedlichen Zwillinge mochte ich beide sehr gerne. Die Gegensätzlichkeit und deren Entwicklung zu verfolgen hat Spass gemacht. Es muss erst eine Trennung kommen um sie zusammen zu schweißen und Geschwisterlichkeit zu erwecken. Der Bücherliebhaber trifft auf bekannte Protagonisten aus dem Auftaktband, lernt aber auch einige neue die hier hinzustossen kennen. Die Geschichte ansich ist hier wieder sehr märchenhaft und orientalisch.

Erinnert wurde ich an den Walt Disney Zeichentrickfilm Aladdin, da hier einige Elemente angepasst übernommen wurden. Welche genau möchte ich nicht verraten. Dies fand ich ansprechend und es hat mir gut gefallen. Liebe entsteht in Frau Yasars Erzählungen zumeist auf den ersten Blick. Die Männer sind von der Schönheit einer Frau bezaubert und in Liebe entbrannt. In Geschichten mit Märchenaspekten hat dies seine Daseinsberechtigung und ist durchaus passend, ich bevorzuge nichtsdestotrotz langsam entstehende romantische Gefühle. Gepflogenheiten und Bräuche ferner Länder sind miteingebunden und werden ein wenig erläutert. Dies war eine schöne Abwechslung für mich. Eine neugierig machende Grundspannung animiert weiter zu lesen und die Begebenheit bis zum Ende zu erkunden. Ein kleines Minus für mich ist die Kurzbeschreibung, die meiner Meinung nach zuviel verrät. Aber bei Klappentexten bin ich auch etwas eigen. Bei "Die Wüstenprinzessin - Ameera & Jamila" handelt es sich um den zweiten Band einer Reihe, die mindestens drei Bände umfassen wird. Das Buch endet ohne Cliffhanger und ist, wie sein Vorgänger auch, in sich abgeschlossen. In jedem Teil liegt das Hauptaugenmerk auf anderen Protagonisten. Meines Erachtens können die Bücher auch als Einzelbände gelesen werden, obwohl sie als Reihe bestimmt runder wirken.

Mit dem Schreibstil der Autorin kam ich gut zurecht. Er wirkt sehr oft meisterlich märchenhaft. Melike Yasar schreibt leicht, klar und sehr bildhaft. Die Erzählung lässt sich flüssig lesen. Das Erzähltempo ist passend und die Sprache zur Geschichte passend. Zwischendurch finden sich immer wieder nette Einwürfe in Form von Zitaten, Sprüchen und Weisheiten. Diese sind adäquat gewählt und stimmig zur Geschichte.

Fazit: "Die Wüstenprinzessin - Ameera & Jamila" ist eine morgenländische Erzählung von Melike Yasar. Eine Geschichte wie aus Tausendundeine Nacht. Märchenhaft und fernländisch. Der zweite Band der Wüstenprinzessin hat mir wieder gut gefallen und ich habe schöne Lesestunden damit verbracht. Von mir gibt es **** Sterne.

Zitat

"Hell leuchtete der Himmel in der Nacht des Tages, in der die Zwillinge das Licht der Welt erblickt hatten. Sternschnuppen brausten durch die endlose Weite des Firmaments und hinterließen einen nachleuchtenden Schweif. Nur der Magier und die Weisen wussten, den Grund dieses mysteriösen Zeichens am nächtlichen Himmel zu deuten."
( Seite 6 )

Reihe

Band 1: Die Wüstenprinzessin - Auf der Flucht
Band 2: Die Wüstenprinzessin - Ameera & Jamila
Band 3: