Rezension

Und plötzlich offline

Influence - Fehler im System - Christian Linker

Influence - Fehler im System
von Christian Linker

Bewertet mit 4 Sternen

Um es gleich vorwegzunehmen: Wenn man alles, was in diesem Buch steht ganz ernst nimmt, dann ist man wahrscheinlich enttäuscht. Tatsächlich hält uns der Autor aber hier einen Spiegel vor und versucht uns ein wenig empfindsamer zu machen mit dem Umgang der neuen Medien, im speziellem dem Internet. Man muss also das Buch eher aus der ironischen Perspektive betrachten und dann ist es ein richtig guter Roman.

Christian Linkers Buch ist eine Mischung aus dystopischem Roman und Thriller. Der Grundgedanke, auf dem die Geschichte basiert, ist folgender: Stell dir vor, das Internet ist plötzlich weg und schon geht gar nichts mehr. Sei es die Karte beim Bezahlen, facebook, Insta und andere soziale Medien, alles offline, selbst die Industrie wird lahmgelegt. Was folgt ist das totale Chaos.

Held, oder schon fast Antiheld ist der junge Amir, ein junger Mann mit marokkanischen Wurzeln. Eigentlich sollte es sein größter Tag werden, wollte er doch einen Riesenskandal im Internet öffentlich machen. Doch dann plötzlich der große Shutdown und seine geplante Enthüllung nur noch zweitrangig. Gemeinsam mit der Netzaktivistin Kalliope macht er sich auf den Weg das Internet (oder doch die Welt?) zu retten.

Amir ist als Protagonist eine sehr sympathische Figur, aber gleichzeitig auch sehr naiv. Im Prinzip symbolisiert er hier den Durchschnittsmenschen, der viel zu arglos mit den Medien umgeht, ohne sich Gedanken über Folgen und Konsequenzen zu machen. In welche Abhängigkeit wir uns begeben, wenn wir immer mehr die Kontrolle abgeben, darüber macht sich kaum jemand Sorgen. Viele Gedankengänge sind es, die der Autor hier anstößt. Gleichzeitig ist die Handlung aber auch in einen spannenden Roman verpackt.

Ich habe mich jedenfalls gut unterhalten gefühlt, bin aber auch gleichzeitig wenigsten ein wenig sensibilisiert worden, was den Umgang mit dem Netz angeht.