Rezension

Und täglich grüßt Aiden

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle - Stuart Turton

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
von Stuart Turton

Bewertet mit 4 Sternen

Um die Rückkehr auf ihr Familienanwesen Blackheath zu feiern, veranstaltet die Familie Hardcastle einen Maskenball. Dieser mutet ein wenig morbide an, findet er doch gerade zum Jahrestag der Ermordung des kleinen Thomas Hardcastle vor achtzehn Jahren statt. Da scheint es auch kein Zufall zu sein, dass am Ende dieses Tages Evelyn Hardcastle, die Schwester des Jungen, ebenfalls ermordet wird. Soweit klingt alles noch nach einer klassischen Kriminalhandlung, doch Stuart Turton hat sich für seine Leser etwas Besonders ausgedacht. Protagonist Aiden Bishop erlebt diesen einen Tag des Maskenballs acht mal hintereinander. Doch jeden Morgen wacht er in einem anderen Körper eines der Gäste auf Blackheath auf und soll so den Mord aufklären. Schafft er es nicht, so der mysteriöse Pestdokotor, der ihm die Regeln erklärt, dann wird Aidens Erinnerung gelöscht und die acht Tage beginnen von vorne. Noch dazu ist Aiden nicht der einzige, der die Lösung des Falles sucht und nur einer von ihnen kann durch die Aufklärung des Falles entkommen.

Es ist ein interessantes Szenario, welches der Autor hier erschafft. Auf diese Weise kann der Leser ein und denselben Tag immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erleben und das Puzzle um den Mord nach und nach zusammenfügen. Aiden ist dabei nicht immer nur er selbst, sondern er nimmt auch Wissen und Charakterzüge seines Wirtes an. Eine Situation, die hilfreich, aber auch erschreckend sein kann, denn nicht immer steckt unser Protagonist im Körper eines liebenswerten Menschen. Vor allem Jonathan Derby an Tag 5 gibt einen tiefen Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele.

Die eigentliche Handlung erinnert an einen Agatha Christie-Roman: ein Schloss im Wald, begrenztes Personal (Adelige, Ärzte, Anwälte, Dienstboten) und jeder hat so seine Geheimnisse. Durch die Wechsel der Perspektiven ist das Buch manchmal etwas sperrig zu lesen. Man muss sich erst wieder einfinden, in welchem Körper Aiden nun steckt und da er nur männliche Gestalten annimmt, sind diese nicht immer ganz leicht auseinander zu halten. Schade eigentlich, denn bei so einem "Körpertausch" hätte mich doch auch sehr interessiert, wie Aiden mit einem weiblichen Körper umgegangen wäre. Oft geschehen die Wechsel auch sehr plötzlich, da Aiden in den nächsten Körper gezwungen wird, sobald sein Wirt das Bewusstsein verliert oder stirbt.

Aidens Mitspieler und hier vor allem die geheimnisvolle Anna geben ihm Rätsel auf. Wer sind diese Menschen? Sind sie Freunde oder Feinde? Und wie sind sie nach Blackheath gekommen? Auch Aiden weiß sich darauf keinen Reim zu machen. Er kann sich nur noch erinnern, freiwillig gekommen zu sein und daran, dass er Anna unbedingt retten möchte. Dennoch wird er das Gefühl nicht los, dass ausgerechnet sie ihn verraten wird. Die Auflösung am Ende, sowohl der Kriminalfälle als auch der gesamten Situation sind durchaus plausibel und teilweise auch sehr überraschend. Und auch wenn aufgrund der häufigen Wechsel und des ausufernden Schreibstils nicht immer alles ganz einfach zu verfolgen war, bin ich mit dem Roman doch sehr zufrieden.