Rezension

...und wieder ein wunderbarer Krimi-Klassiker aus dem Klett-Cotta-Verlag!

Dreizehn Gäste
von J. Jefferson Farjeon

Ein junger Mann namens John Foss springt aus einem anfahrenden Zug, landet unsanft auf dem Bahnsteig und verstaucht sich den Knöchel: Schon findet er sich mit Unterstützung der reizenden, jungen Witwe Nadine Leveridge im alt-ehrwürdigen Anwesen Braggley Court von Lord und Lady Aveling wieder – inmitten einer illustren Wochenendgesellschaft von sehr einzig- sowie eigenartigen Typen. Durch diesen tragischen Unfall hat sich die Zahl der Anwesenden auf die berüchtigte Zahl 13 erhöht: Einem schlechten Omen gleich zollt diese Unglückszahl ihren Tribut unter den Anwesenden…!

„Dreizehn Gäste“ erschien erstmals 1936 im Goldenen Zeitalter der britischen Kriminalliteratur und liegt nun endlich in der deutschen Übersetzung vor. Doch warum ist Joseph Jefferson Farjeon (1883–1955) bei uns so wenig bekannt? Dabei hat er mehr als sechzig Krimis und Thriller verfasst, und seine – auch bei uns populäre – Krimi-Kollegin Dorothy L. Sayers schwärmte von ihm als „unübertroffen in der gruseligen Darstellung mysteriöser Abenteuer“. Darum geht mein Dank an den Klett-Cotta Verlag, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese verschollenen Krimi-Perlen wieder ans Licht der Öffentlichkeit und somit vor die Augen der Leser*innen zu befördern.

Ich LIEBE alte, englische Krimis! Ich LIEBE sie einfach! Einerseits reizt mich die Zeit, in der sie spielen: Eine Zeit, die geprägt war durch Stil und Etikette. Eine Zeit, die nicht besser als die heutige war aber manchmal besser erschien. Andererseits verstanden die damaligen Kriminalautorinnen und –autoren einfach ihr Handwerk…!

Zudem beherrschte Farjeon die Kunst, wunderbar zu formulieren, glaubhafte Charaktere zu formen und die Dialoge klug einzusetzen. Gleichzeitig streute er Witz und Ironie in die Handlung und scheute auch keine Anspielungen auf prominente Kollegen: So beschreibt er den ermittelnden Inspektor Kendall als einen der wenigen Kriminalisten, die nicht Geige spielen.

Wie ein Spinnennetz verwebt Farjeon die Schicksale seiner Protagonisten miteinander, verknüpft einige enger, um andere zu lockern oder gar gänzlich zu zerreißen. Handlungsstränge werden verfolgt, dann wieder fallengelassen, nur um beim Finale anhand eines detaillierten Zeitplans das Geschehen miteinander zu verknüpfen, die Täter*innen zu entlarven und somit die Verbrechen aufzulösen. Lese-Genuss pur!

Ich freue mich schon sehr auf die nächste kriminalistische Wieder-Entdeckung im Klett-Cotta Verlag!