Rezension

Unentschlossen im Hinblick auf Folgebände

Hades - Candice Fox

Hades
von Candice Fox

Bewertet mit 3 Sternen

"Hades" handelt vom gleichnamigen Besitzer einer Mülldeponie in Sydney. Auf dieser Müllhalde entsorgt er bei Nacht gegen ein Honorar auch die Leichen von Gewaltverbrechen. Jeder ahnt, was Hades treibt, doch er ist zu raffiniert, als dass man ihm irgendetwas nachweisen könnte. Es wird erst ungemütlich für Hades, als ihm zwei vermeintliche Kinderleichen anvertraut werden. Doch die Geschwister Eden und Eric leben noch. Hades ist schnell fasziniert von den Kindern und zieht sie als seine eigenen groß, bis sie es schließlich zu erfolgreichen Cops bei der Mordkommission von Sydney schaffen. Doch Eden und Eric mussten den gewaltsamen Mord an ihren Eltern mitansehen und seitdem dürsten sie nach Gerechtigkeit für die Mörder ihrer Eltern...

Das Schreiben dieser Renzension macht mich etwas nervös, denn ich befürchte, dass ich diesem Buch ohne jegliche Spoiler in meiner Bewertung gar nicht gerecht werden kann. Ich werde im Folgenden nun mein Bestes geben, meine Unsicherheit ist aber schon ein deutliches zeichen dafür, dass mich "Hades" sehr beschäftigt hat und es noch immer tut.

Man hat ein geniales Cover, man hat mit "Hades" einen Titel, der eine eindeutige Referenz auf den Herrscher der Unterwelt ist und man hat einen sehr mysteriösen Untertitel. Gepaart mit einem knappen und doch spannungsgeladenen Klappentext wird richtig Lust auf diesen Thriller gemacht. Als Leser beginnt man zu den äußerlichen Hinweisen schon eigene Geschichten zu spinnen, umso überraschter ist man letztlich, wenn man in diese Geschichte tatsächlich einsteigt. Wir haben es grob gesehen mit zwei Erzählperspektiven zu tun. Einmal wird die Geschichte von Eden und Eric in Rückblenden aus der Sicht von Hades erzählt und zum anderen (und das war für mich die eigentliche Überraschung!) in der Ich-Perspektive. Als Ich-Erzähler fungiert Frank Bennett, der als neuer Partner für Eden in der Mordkommission eingestellt wird. Es gibt kleinere Erzählabschnitte, die aus der Sicht eines Mörders geschrieben sind und welche aus der Sicht seiner Opfer, aber diese Passagen machen wirklich nur einen kleinen Teil aus. Zwar geht es um Eden und Eric, aber wirklich Einblick in ihrer Gefühl- und Gedankenwelt bekommt man als Leser nicht. Man sieht sie durch Hades' Augen aufwachsen und lernt ihre Gegenwarts-Ich aus der Sicht von Frank kennen.

Kommen wir gleich mal zu Frank: ich hätte im Lebtag nicht gedacht (zumindest aus meinen Rückschlüssen in Bezug auf Cover und Klappentext), dass ich die Geschichte aus der Sicht einer unerwähnten dritten Person erleben werden. Dementsprechend abwehrend habe ich mich zunächst gegenüber Frank gehalten. Dann wird er auch etwas als Macho inszeniert, etwas großspurig und schon habe ich mich gefragt, wie das Ganze unter den Voraussetzungen etwas geben soll. Zudem hatte ich nicht erwartet, dass wir auch noch einen ganzen Mordfall bzw. eine ganze -serie präsentiert bekommen. Aber mit beidem konnte ich mich letztlich doch abfinden, denn mit der Zeit merkt man, dass Frank gut in seinem Job ist, dass er hinter seinem Getue ein großes Herz hat, dass er eine scharfe Beobachtungsgabe hat und dass seine äußere Fassade nur Folgen der Dinge sind, die er durch seine Karriere miterleben musste. Der Fall ist auch spannend, man bekommt einen spannenden Einblick in die Psyche des Täters und es kommt letztlich zum Showdown im genau rechten Maße.

Aber, aber... Die eigentlichen Figuren (Hades, Eden und Eric) haben für mich alle nicht das gehalten, was ich mir versprochen haben. Hades wird in keinster Weise als das kriminelle Mastermind eingeführt, wie er im Klappentext beschrieben wird. Stattdessen war er für mich ein sehr sympathischer, etwas älterer Mann der ein paar Geheimnisse hat (aber wer hat das nicht?). Eden und Eric sind sicherlich anders, aber hier hätte es mir wirklich geholfen, etwas auch aus ihrer Sicht zu erleben. Eden wird noch etwas mehr herausgearbeitet, aber Eric bleibt bis zum Ende ein unbeschriebenes Blatt.

Zudem hilft es nicht, dass dieser Thriller durch die aus Hades Sicht erzählte Geschichte der Geschwister und den Mordfall komplett vollgestopft ist. Beides spannend, aber zusammen etwas zu viel des Guten, denn einige Aspekte wirken etwas überhastet erzählt. Und dann diese Ende: damit habe ich nicht gerechnet! Kompliment dafür, aber nun bin ich vollkommen unschlüssig, wohin das Ganze nun in den angekünidigten zwei Nachfolgebänden führen soll. Steckt hier einfach eine genial durchdachte Geschichte hinter, die nur im Gesamtpaket von drei Bänden strahlt? Oder ist nun eigentlich alles auserzählt und die Reihe verkommt zu einer Thrillerserie als eine unter vielen?

Fazit: Ein Thriller, der unfassbar viel zu bieten hat. Unfassbar viele Aspekte, die zu diskutieren sind: Geniale Erzählmomente, Überraschungen, Enttäuschungen, Spannung und Überladung. Wahrscheinlich können diese Rezension nur die Leser nachempfinden, die dieses Buch ebenfalls bereits gelesen habe, aber ich kann meine Gefühle einfach nicht besser auf den Punkt bringen. Eine Kaufempfehlung spreche ich aber mit einem eindeutigen Ja aus! Denn ein Buch, was einen Leser so intensiv beschäftigen kann, ist grundsätzlich jede Lesestunde wert!