Rezension

Unerfüllte Hoffnung und Wünsche

Zwölf Leben - Ayana Mathis

Zwölf Leben
von Ayana Mathis

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch handelt von der afroamerikanischen  Hattie, die mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern  die Südstaaten verlässt und in „die Wiege der Freiheit“ nach Norden zieht. Sie findet ein neues Zuhause in Philadelphia, obwohl sie sich hier nie ganz zuhause fühlt. Dort lernt sie auch ihren Mann August kennen. Recht jung bekommt sie ihre ersten Kinder – Zwillinge, die sie Jubilee und Philadelphia nennt – Namen der Verheißung und der Hoffnung, Namen, die nach vorne wiesen, nicht solche, die zurückblickten (S. 11). Verzweifelt muss sie miterleben wie die beiden Kinder im kalten Norden mit nur sieben Monaten an einer Lungenentzündung sterben. Nie erholt sie sich ganz von diesem Verlust.

Sie schenkt neun weiteren Kindern das Leben. In dem Buch ist jedem ihrer Kinder und einem Enkelkind ein Kapitel gewidmet. Die Episoden spielen zu unterschiedlichen Zeiten zwischen 1925 und 1980. Es handelt sich bei dem Buch um keine durchgehende Geschichte, aber auch nicht um Kurzgeschichten, obwohl der Aufbau es vermuten lässt; das Bindeglied ist jeweils Hattie. Hattie, die sich Zeit ihres Lebens nach einem eigenen Häuschen und Sicherheit sehnt, aber genug damit zu tun hat, dass all ihre Kinder genügend zu essen bekommen und gekleidet werden können. Ihr Mann ist keine große Hilfe, er geht keiner geregelten Arbeit nach und bringt das Geld in Bars und mit anderen Frauen unter die Leute.

Obwohl Hattie eine starke Frau ist, fehlt ihr doch die Kraft, ihren Kindern Liebe und Zärtlichkeit zu zeigen. So werden die Kinder zwar mehr oder minder gut ernährt, aber seelisch verkümmern sie. Erst wenn die Kinder in (Todes-)Gefahr sind,  zeigt sich Hatties Liebe.

Diese fehlende Liebe während ihrer Kindheit spiegelt sich auch im Leben der erwachsenen Kinder wieder. Keines ist glücklich mit seinem Leben.

Das Buch ist flüssig und gut geschrieben. Jeder einzelne Charakter der Großfamilie ist stark und tiefgründig dargestellt. Es ist alles an Gefühlen vertreten: Hoffnung, Liebe und Vergebung. Aber es ist keine Geschichte mit einem Happy End.

Die einzelnen Episoden aus dem jeweiligen Leben  haben mich sehr berührt. Ein Buch, das nachwirkt.