Rezension

Unerwartete Schwerpunktsetzung des Autors

Der Detektiv von Paris - Walter Hansen

Der Detektiv von Paris
von Walter Hansen

Bewertet mit 3 Sternen

Der Klappentext beschreibt nur die Hälfte des Buches und drückt dadurch nicht die Schwerpunktsetzung des Buches aus.

Francois Vidocq ist in der Verbrecherwelt rund um Paris sehr bekannt. Immerhin ist er schon 25ig Mal aus einem französischen Gefängnis entkommen. Aber irgendwann wird ihm dieses Versteckspiel mit der Polizei zu bunt und er wechselt die Seiten. Dadurch revolutioniert er mit seinen Methoden die Polizeiarbeit nachhaltig. Noch heute wird in der Kriminalistik mit Methoden gearbeitet, die auf seinem Ansatz beruhen.

 

Ich bin mit sehr großen Erwartungen an dieses Buch heran gegangen, da ich ein großer Fan von Sherlock Holmes bin und Francois Vidocq auf dem Klappentext mit eben diesem verglichen wird. Allerdings muss ich sagen, dass meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich hatte mir von diesem Buch etwas ganz anderes erwartet. Das heißt aber nicht, dass mich dieses Buch grundsätzlich enttäuscht hat!

 

Der Einstieg in das Buch hat mich dann auch direkt auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Der Schreibstil und die Erzählweise waren anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, da der Autor die Geschichte von Vidocq von einer kühlen Außenperspektive erzählt. Ebenfalls unerwartet war der Beginn der Geschichte in der Kindheit von Vidocq.

 

Die Handlung an sich war dann ebenfalls unerwartet. Statt wie erwartet einen Schwerpunkt auf die Polizeiarbeit des Vidocq zu legen, arbeitete der Autor zuerst einmal bis ca. zur Hälfte des Buches die Vorgeschichte auf. So wurden diverse Fluchten und Verwicklungen beschrieben. Das hatte durchaus seinen Charme und konnte mich unterhalten. Das Ganze wirkte dadurch eher wie die Sammlung kleinerer Einzelgeschichten, die dennoch einen roten Faden besaßen. Leider gab es auch die ein oder andere Länge in diesem Buch. So wurde beispielsweise die Umstrukturierung der Polizei sehr zäh beschrieben. Statt der aktiven wurden eher die politischen Aspekte aufgeführt.

 

Mit den Charakteren der Geschichte habe ich mich dann leider auch etwas schwer getan. Alle Charaktere außer evtl. Vidocq blieben in meinen Augen zu blass. Und auch Vidocq hat bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dieser Eindruck wird noch von dem distanzierten Erzählstil des Autors verstärkt.

 

Insgesamt empfinde ich den Klappentext als unpassend zum Inhalt des Buches. Für mich liegt zudem der Fokus des Buches zu stark auf der Vorgeschichte von Francois Vidocq. Ich hätte mir hier mehr Informationen zu der eigentlichen Polizeiarbeit gewünscht. Leider war das Buch aufgrund des sehr distanzierten Schreibstils auch oftmals nicht wirklich mitreißend und es kam eher der Eindruck auf ein Sachbuch zu lesen. Abschließend kann ich aber dennoch sagen, dass mich dieses Buch trotz einiger Kritikpunkte kurzweilig gut unterhalten konnte. Noch einmal lesen werde ich es aber wohl nicht.