Rezension

Unfreiwillige Hausbesetzer im Sog des Verbrechens

Allein kann ja jeder - Jutta Profijt

Allein kann ja jeder
von Jutta Profijt

Bewertet mit 4 Sternen

 

Zu atypischen Besetzern einer alten Villa aus unterschiedlichen Beweggründen wird der völlig inhomogene Trupp, bestehend aus der unkonventionellen Rentnerin Rosa, ihrer allein erziehenden Tochter Ellen mit pubertierender Tochter Kim, deren verhasstem, gerne den Kommandoton anschlagenden Physiklehrer Hans und dem hausfraulich bewanderten, vermeintlichen Unternehmer Konrad. Die Zwangs-WG lernt, sich zusammenzuraufen. Eine besondere Herausforderung ist zu meistern, als sie in den Sog von Mord und Betrug gezogen wird.

 

Es handelt sich um eine schöne Mischung aus Kriminalkomödie und Mehrgenerationenroman, die genau deshalb Leser aller Altersgruppen und mit unterschiedlichen Lesevorlieben ansprechen wird. Gute Unterhaltung ist auf jeden Fall vorprogrammiert. Dafür sorgen schon die teilweise schrägen Romanfiguren mit ihrem individuellen persönlichen background. An sich ernste Themen wie Hausbesetzung und Mord werden witzig aufgearbeitet. Die Fachterminologie bei dem Verbrechenskomplex wird sogar korrekt verwendet, was bei Unterhaltungsromanen sonst nicht unbedingt der Fall ist. So wird die Vergewaltigung zutreffend als Offizialdelikt und der Hausfriedensbruch als Antragsdelikt eingeordnet. Positiv hervorzuheben ist die Liebe zum Detail. Zu erfahren ist etwa, dass 1,2 Mio EUR, gebündelt je zur Hälfte in Fünfziger und Hunderter, 9,3 kg wiegen. Gefallen hat mir auch, dass „eine Geschichte in der Geschichte“ zu finden ist. Eingestreut sind nämlich Ausschnitte aus dem von Ellen verfassten kitschigen Groschenroman.

Einziger Kritikpunkt meinerseits ist das Ende, weil hier wesentliche Informationen zu Romanfiguren bewusst nicht gegeben werden, um sie einem Folgeband vorzubehalten.

 

Eine schöne, sich gut lesende Lektüre.