Rezension

Ungehörte Hilferufe

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Lilly Lindner ist ein Phänomen. Sie ist ein außergewöhnliches Schreibtalent. 
Nun hat sie ihr erstes Jugendbuch geschrieben und trifft mit ihrer glasklaren und poetischen Sprache jeden Leser direkt ins Herz.

April ist fort. Seit Wochen kämpft sie in einer Klinik gegen ihre Magersucht an. Und seit Wochen antwortet sie nicht auf die Briefe, die ihre Schwester Phoebe ihr schreibt. Wann wird April endlich wieder nach Hause kommen? Warum antwortet sie ihr nicht? Phoebe hat tausend Fragen. Doch ihre Eltern schweigen hilflos und geben Phoebe keine Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Aber sie versteht, wie unendlich traurig April ist. Und so schreibt sie ihr Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein, die April hinterlassen hat.

 

Im ersten Teil des Buches erfährt man von Phoebe wie sehr sie ihre große Schwester vermisst und wie sehr sie sie liebt. In den Briefen erkennt man die Verzweiflung, Sehnsucht und die vielen Fragen die sich in ihr aufstauen ohne eine Möglichkeit Antwort zu erhalten. April antwortet auf keinen ihrer Briefe, ihre Eltern sind mit sich selber beschäftigt und lassen Phoebe mit ihren Ängsten alleine.

Im zweiten Teil sind die Briefe zu lesen, die April an ihre Schwester schreibt und doch nie abschickt. Es ist erschütternd zu erfahren warum und weshalb April in die Magersucht rutschen konnte. Noch mehr hat es mich mitgenommen, dass dieses junge Mädchen eigentlich LEBEN möchte. Doch die Person die ihr am nächsten steht, darf sie nicht besuchen und ihre Eltern begreifen nicht was April vermisst und was sie am Leben erhalten könnte.

Ich muss zugeben, dass ich am Anfang nicht so ganz glücklich über die Schreibweise des Buches war.

Phoebe, gerade mal 9 Jahre alt schreibt in einem Stil, der es mir als Erwachsenen teilweise sehr schwer machte, den Sinn dahinter zu verstehen und nicht den Faden zu verlieren. Aprils Briefe unterscheiden sich nicht wesentlich. Doch als die Auflösung kommt, warum die Geschwister so „schwülstig“ schreiben, habe ich es mit anderen Augen gesehen.

Vieles ist zwischen den Zeilen zu lesen. Nachdem ich einige Tage über das Buch nachgedacht habe, hat mich der Inhalt immer mehr ergriffen und berührt. Es ist keine leichte Kost die Lilly Lindner hier aufgeschrieben hat, umso wichtiger ist es, dass die Botschaft ankommt.

Eltern sollten immer ein Ohr für ihre Kinder haben. Ganz gleich ob sie der „Norm“ entsprechen oder nicht. Ganz wichtig……zeigt ihnen, das ihr sie liebt!!!