Rezension

Ungeschönt und faszinierend

Uns gehört die Nacht
von Jardine Libaire

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der ungeheure Spannung aufbaut - Elise hat Jamey ein Gewehr auf die Brust gesetzt und droht abzudrücken. Wie kam es zu dieser Szene? Davon erzählt dann die eigentliche Geschichte, davon wie Elise, die leicht heruntergekommene halb Puerto-Ricanerin mit der schweren Vergangenheit sich in Jamey, den Yale-Studenten und reichen Sohn eines Investmentbankers, verliebt und wie aus dieser Liebe Obsession wurde.

Die Geschichte wirkt auf den ersten Blick nicht neu, erinnert ein bisschen an Romeo und Julia, aber das ist nicht weiterschlimm, weil sie in erster Linie von ihren Figuren lebt. Beim Lesen hatte ich den Prolog die ganze Zeit im Hinterkopf und habe mir beständig kleine Versionen überlegt, was passiert sein könnte, aber trotzdem wurde ich immer wieder durch unerwartete Wendungen überrascht. Das hat mir sehr gut gefallen.

Elise und Jamey sind zwei unglaublich realistische und lebendige Charaktere, die mich das ganze Buch hindurch faszinieren konnten. Sie waren nicht unbedingt sympathisch, aber das mussten sie auch nicht sein, weil sie gerade dadurch, umso authentischer wirkten. Diese Intensität, die von den beiden ausging, war auch das, was das Buch für mich ausgemacht hat.

Besonders hervorzuheben ist auf jeden Fall der Schreibstil - sehr poetisch, eigentlich leicht zu lesen, aber gerade am Anfang nicht immer ganz einfach. Ich habe ein paar Seiten gebraucht, um mit der recht bildhaften Sprache warm zu werden. Und auch wenn es mir an manchen Stellen fast schon zu poetisch war, habe ich immer wieder wirklich schöne Sätze gefunden.

Insgesamt ist "Uns gehört die Nacht" eine faszinierende und melancholische Geschichte, die sehr realistisch daherkommt und nichts schönt, aber gerade das macht den Reiz aus.