Rezension

Ungeschöntes Leben in einer Jugend-WG

Ich mach dich tot - E. Nikes

Ich mach dich tot, 2 Audio-CDs
von E. Nikes

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eva wird vom Jugendamt in einer offenen WG untergebracht. Ihre Mutter kann sich nicht weiter um sie kümmern, da sie drogenabhängig ist und ihr Vater hat sich vor einem Jahr die Pulsadern aufgeschnitten. Ungeschönt und mit der Offenheit eines Kindes berichtet Eva von ihrem Alltag in der WG - Gewalt, Angst, Unverstandenheit und der großen Sehnsucht nach ihrer Mutter.

Anna Thalbach spricht E. Nikes "Ich mach dich tot!". Sie liest sehr betont und intoniert die Charaktere gekonnt. Manchmal muss man genauer hinhören, da die Geschichte in Österreich spielt und typische Ausdrücke verwendet werden. Für die, die damit nicht klar kommen gibt es im Booklet aber auch eine Art Glossar.

In der Jugend-WG wohnen sechs Jugendliche, drei Mädels und drei Jungs. Es wird nicht im Detail auf alle Geschichten eingegangen, jedoch ist die WG für alle die letzte Chance, bevor sie auf der Straße landen. Eines der Mädchen, Dagmar, ist mit dreizehn das erste Mal auf den Strich gegangen und ist jetzt schwanger - Vater unbekannt. Andere haben in ihren jungen Jahren schon Überfälle oder ähnliches begangen.
Eva kann eigentlich gar nichts dafür, dass sie dort ist und versucht sich durch das leben zu kämpfen, sie benimmt sich und strengt sich in der Schule an, so dass sie auf das Gymnasium wechseln kann. In ihrem Mitbewohner Patrick findet sie einen Freund, der ihr hilft und für sie da ist. Eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt.
Die Lebensläufe der Jugendlichen spiegeln sich hier ganz deutlich in der Sprache wieder: roh, kalt, ungeschönt und oftmals unterhalb der Gürtellinie. Aber grade die derbe Sprache macht das Hörbuch sehr authentisch. Das Leben ist halt nicht immer rosarot und plüschig, sondern manchmal auch hart, kantig und grau.

Am Anfang bin ich davon ausgegangen, dass unsere Eva das Buch auch selbt geschrieben hat (wegen dem E.), jedoch wird im Booklet verraten, dass der Autor des Buches Peter Muhr ist. Autobiographisch könnte es trotzdem ein wenig sein, denn Herr Muhr hat eine Zeit lang in einer Jugend-WG gearbeitet.

"Ich mach dich tot" ist sehr speziell - aber auch sehr gut und sehr krass! Ich habe noch nie so eine derbe Geschichte gehört, die mich erstaunt, aufgeregt, sauer macht und mich dennoch mitfühlen lässt! Ganz große Klasse!