Rezension

ungewöhnlich, aber lesenswert

Die Verwandlung - Franz Kafka

Die Verwandlung
von Franz Kafka

Bewertet mit 4 Sternen

Eines Morgens erwacht Gregor Samsa als „Ungeziefer“ und durchlebt eine nicht nur körperliche, sondern auch familiär- gesellschaftliche Metamorphose. Bislang war er als Alleinversorger der Halt und Ankerpunkt seiner Eltern und Schwester gewesen, nun sind diese auf sich allein gestellt und offenbaren zusehends ihren wahren Charakter und eine nie gekannte Unabhängigkeit.  

Ehrlicherweise war dies ein Roman, den ich erst im zweiten Anlauf geschafft habe, zu sehr irritierte mich eingangs die Verwandlung Gregors in einen Käfer, wofür keinerlei Anlass oder Auslöser dargeboten wurde. Hat man aber erst einmal hingenommen, dass Gregor fortan sein Leben als Insekt bestreiten würde, eröffnet sich eine faszinierende Sicht auf die Zusammensetzung der Familie Samsa. Immer mehr verliert Gregor seine menschlichen Züge, immer abstoßender wirkt er auf Vater, Mutter und Schwester, bis sie alle ihn aus ihrer Nähe verbannen und ihm die Eigenschaft als gleichwertiges Mitglied der Familie aberkennen.

Wie in vielen Werken Kafkas spielt die Figur des Vaters eine gewichtige Rolle, aber auch Schwester Grete ist eine nähere Betrachtung wert, denn sie scheint die eigentlich größte Verwandlung durchzumachen, weg von einer unbedeutenden Position, hin zur Nachfolgerin Gregors als unentbehrliches Familienmitglied.

Wenn man sich auf das ungewöhnliche Szenario einzulassen vermag, erlebt man zur Belohnung ein vielschichtig- komplexes Familiendrama.