Rezension

Ungewöhnlich aber überzeugend

Die Musik der Stille
von Patrick Rothfuss

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Kvothes Freundin Auri ist sonderbar und ihr Dasein voller Geheimnisse. Anders als alle anderen ist Auri in der Lage wahrzunehmen was sich unter der Oberfläche der Dinge befindet. Sie besitzt das Wissen von verborgenen Namen und kennt schleichende Gefahren. Das Unterding, Auris Zuhause, befindet sich im Herzen eines höhlenartigen Labyrinths unter der Erde. Dort dringt Auri tief in die Geheimnisse der Dinge ein und kümmert sich um sie. Denn alles muss schließlich so getan werden, wie es sich gehört.

Meinung:
Auch wenn viele Bücherwürmer sehnsüchtig darauf warten handelt es sich bei diesem Buch nicht um den dritten Tag der “Königsmörder Chroniken”. In diesem Buch geht es einzig und allein um Auri. Auri ist anders und sie lebt in ihrer völlig eigenen Welt. Durch ihre Begabung stets unter die Oberfläche der Dinge zu schauen und mit dem Wissen von schleichenden Gefahren und den Geheimnissen der Dinge fühlt sie sich oft einsam aber doch niemals allein. Sie lebt in ihrer völlig eigenen Welt und kümmert sich um die Dinge die getan werden müssen. Dabei hält sie stets an bestimmten Ritualen fest.

“Schließlich spürte Auri die Steine von Mantel unter ihren Füßen. Leichtfüßig betrat sie ihren oh volkommensten Ort. Sie wusch sich das Gesicht, die Hände und die Füße. Das half. Sie setzte sich für ein Weilchen auf ihren vollkommenen Stuhl. Sie betrachtete ihr vollkommenes Blatt. Sie atmete die wunderbar normale Luft. Ihre haut fühlte sich nicht mehr gespannt an. Und ihr wurde ganz butterweich und warm ums Herz.” (Seite 68)

All das was man sich von einem Buch normalerweise erwartet besitzt dieses Buch tatsächlich nicht. Es gibt weder actionreiche Szenen, noch mehrere Figuren. Ja noch nicht einmal richtige Dialoge. Dieses Buch ist, wie Auri selbst, anders. Und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist es in sich stimmig. Patrick Rothfuss stellt einmal mehr unter Beweis, dass ein Buch nicht so sein muss wie man es gewohnt ist um zu fesseln und zu unterhalten.
In diesem Buch geht es um sehr wenig und doch gleichzeitig um so viel. Man taucht hinab in Auris Welt, ihr Leben und ihren Alltag. Man beginnt sie kennenzulernen. Nach wie vor erfährt man nicht wer sie eigentlich ist oder einmal war. Man lernt auch nichts Elementares über ihre Vorgeschichte kennen und doch habe ich nach dem Lesen dieses Buches das Gefühl sie besser verstehen zu können. Auris Welt ist voller versteckter Dinge und Orte und das Buch lässt einen vollkommen in diese Welt eintauchen und mit Auri gemeinsam die Gänge und Räume unter der Erde erkunden. Durch Auris unschuldig und zerbrechlich wirkende Art gepaart mit der Selbstverständlichkeit mit der sie ihren täglichen Aufgaben nachgeht, kann man gar nicht anders als sich für sie zu erwärmen und sie ins Herz zu schließen.
Der gewohnt bildliche und auf unerklärsame Weise besondere Schreibstil von Patrick Rothfuss runden die Geschichte perfekt ab und machen sie zu einem unvergleichlichen Leseerlebnis.
Man muss nicht unbedingt die bereits erschienen Bücher “Der Name des Windes” und “Die Furcht des Weisen” gelesen haben bevor man sich an dieses Buch wagt es wäre allerdings hilfreich um einige Details der Geschichte besser erfassen zu können.

Fazit:
Mich konnte der Autor mit diesem ungewöhnlichen aber keineswegs langweiligen Buch erneut überzeugen. Auri ist eine Person die man schnell ins Herz schließt und die man unbedingt näher kennenlernen möchte. Spannungsgeladene Szenen und weitreichende Dialoge benötigt diese Geschichte nicht um den Leser zu begeistern, sondern es unterhält alleine mit der Einfachheit der Dinge die viel komplexer sind als sie zuerst erscheinen.