Rezension

Ungewöhnlich, anstrengend und doch interessant

Die Altruisten - Andrew Ridker

Die Altruisten
von Andrew Ridker

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Tod der Mutter sprengt die Familie Alter auseinander. Wie die Einzelnen damit umgehen, ist psychologisch interessant verarbeitet.

Nach dem Tod ihrer Mutter haben Maggie und Ethan ihren Vater verlassen und sind nach New York gezogen. Zwei Jahre später nimmt der wieder Kontakt zu ihnen auf und lädt sie zu einem Wochenende nach Hause ein. Allerdings geht es ihm nicht so sehr um die Wiederherstellung einer Beziehung zu seinen Kindern, vielmehr hat er ganz konkrete eigene Interessen.

Dieser Roman von Andrew Ridker lebt von den Figuren und der Sprache. In unzähligen Situationen werden die essgestörte Maggie und der antriebsarme Ethan begleitet und genauestens beleuchtet. Auf chronologischen Aufbau wird verzichtet, alles ist nur locker verknüpft, mit der Zeit ergibt sich ein Gesamtbild, das sich stückweise verdichtet.

Trotz einer leichten, angenehmen Ironie ist das recht anstrengend zu lesen. Zumal sich Ridker eines ungewöhnlichen, anspruchsvollen Schreibstils bedient. Für vieles wäre Kenntnis der US-amerikanischen Lebensart hilfreich, zur Klärung unbekannter Wörter kann man sich eines Dudens bedienen. Metaphern zeichnen sich durch Originalität aus, nicht immer durch Eingängigkeit. Es entsteht der Eindruck, der Autor wolle um jeden Preis etwaiges Mittelmaß vermeiden. 

Was ihm ohne Frage gelingt. 

Allerdings gerät die Darstellung der Lebenswege zäh, mangels Handlung vielleicht sogar langweilig. Sympathie für die Charaktere kommt kaum auf. Sogar Verständnis ist schwierig. Zu extrem und widersprüchlich sind deren Verhaltensweisen.

Ganz erkennbar ist das auch nicht gewollt. Gezeigt werden Menschen, die aus der Bahn geworfen sind. Dabei wird das, was als Sprengstoff das Familiengefüge auseinander reißt, nämlich der Tod der Mutter, eher beiläufig thematisiert. Dem, was bleibt, gilt das Augenmerk, und dem, was sich daraus entwickelt.   

 

Vielleicht darf aus diesem Redefluss, der so unverzagt von einer Sache zur nächsten plätschert, noch eines herausgezogen werden: ein Plädoyer für Toleranz. Können wir nicht am Ende zumindest einiges, was Befremden auslöste, aus dem erklären, was wir im Laufe der Geschichte über ihre Protagonisten erfahren haben? Und diese Erkenntnis in unsere Welt tragen und das Vorverurteilen ungewöhnlicher Menschen hinterfragen? Dann wäre es sehr sinnvoll gewesen, dieses Buch gelesen zu haben.